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Aus: Ausgabe vom 05.04.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Tarifkonflikt international

Streiks im Nahverkehr

GB: Lokführergewerkschaft organisiert Überstundenboykott und Ausstand anschließendem Arbeitsausstand
Von Dieter Reinisch
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Fast alle Räder stehen wieder still, Fahrgäste bleiben immobil

Die nächste Welle an Streiks hat im britischen Nahverkehr begonnen. Am Donnerstag organisierten die Lokführer der ASLEF-Gewerkschaft einen Überstundenboykott. Ab Freitag werden sie streiken. Auch bei der Londoner Metro werden die Fahrer die Arbeit niederlegen.

Die ebenfalls geplanten Streiks beim Busunternehmen Arriva wurden von der Unite-Gewerkschaft am Donnerstag kurzfristig verschoben, da es ein neues Verhandlungsangebot gibt. Zugleich verschärfen sich die Konflikte zwischen Gewerkschaft und Labour-Partei. In Newcastle hat die Transportarbeitergewerkschaft RMT angekündigt, einen unabhängigen Kandidaten um das Bürgermeisteramt zu unterstützen.

Reisende wurden von den Bahnunternehmen »vor größeren Störungen gewarnt«, schrieb die BBC am Donnerstag. Es ist ein Arbeitskampf, der sich bereits seit Juni 2022 zieht. Lokführer von 16 Unternehmen nehmen zwischen Freitag und Montag an abwechselnden eintägigen Streiks teil. Auch die Fahrer in London treten am Montag in den Ausstand.

Bei Cross Country werden der RMT zufolge ihre Mitglieder am 13. April die Loks in den Schuppen lassen. Wie in den vergangenen Jahren kam es auch bei diesem Arbeitskampf nicht zu einer Koordinierung der beiden großen Eisenbahnergewerkschaften.

Die Verhandlungsführer der ASLEF fordern eine bessere Bezahlung und kritisieren, dass die Unternehmen von den Lokführern verlangten, im Gegenzug für ein Lohnplus auf Sicherheitsstandards zu verzichten. Außerdem sollen sich die Arbeitsbedingungen, etwa die Schichteinteilungen bei höheren Löhnen für die Beschäftigten deutlich verschlechtern. Und: Im April 2023 lehnte ASLEF ein Angebot ab, das zwei Jahre in Folge eine Gehaltserhöhung von vier Prozent vorgesehen hätte. Die grassierende Inflation liegt in Großbritannien bei rund zehn Prozent. Seitdem gab es keine formellen Gespräche. Bahnbetreiber behaupten, dass sich »die Arbeitsweise aufgrund finanzieller Herausforderungen und der Fairness gegenüber den Steuerzahlern« ändern müsse, damit die Löhne steigen könnten, wird deren Sprecher der auf BBC zitiert.

Zu einem Verkehrschaos dürfte es am Montag in der britischen Hauptstadt London kommen. Transport for London (TfL) hat gewarnt, dass Metropassagiere während zweier bevorstehender 24-Stunden-Streiks der Fahrer mit erheblichen Störungen im Verkehr rechnen müssen. TfL sagte, dass es am 8. April »kaum oder gar keinen Service geben werde«. Ein zweiter Streiktag in London ist für den 4. Mai angekündigt.

Der Streik von Hunderten Angestellten des Busunternehmens Arriva in Northumbria wurde am Donnerstag abgesagt, nachdem ein neues Lohnangebot unterbreitet wurde. Ungefähr 300 Fahrer und Ingenieure in den Arriva Northumbria-Depots in Ashington und Blyth sollten am 7. April für eine Woche die Arbeit niederlegen. Ob es zu der zweiten geplanten Streikwoche ab 21. April kommen wird, lässt die Gewerkschaft UNITE derweil abstimmen. Der Busbetreiber teilte unterdessen mit, er sei »erfreut«, dass der Streik ausgesetzt wurde.

In derselben Region finden in diesem Jahr Bürgermeisterwahlen statt. Die RMT-Gewerkschaft erklärte, den unabhängigen Kandidaten Jamie Driscoll bei der Wahl zum Bürgermeister von Newcastle zu unterstützen. Der Linke Driscoll wurde zuvor von Labour ausgeschlossen. Die Gewerkschaft überwies eine Spende von 10.000 Pfund Sterling für dessen Wahlkampf. RMT-Generalsekretär Michael Lynch sagte, Driscoll sei »eine starke Stimme für den Nordosten«. Er werde für seine Region kämpfen, »unabhängig davon, welche Regierung an der Macht ist«, so Lynch gegenüber dem Guardian.

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