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Aus: Ausgabe vom 25.03.2024, Seite 5 / Inland
Galeria Karstadt-Kaufhof

Galeria-Verkauf in heißer Phase

Am Wochenende ging Bieterfrist für Warenhauskette zu Ende. Was von ihr übrigbleibt, ist völlig offen
Von Gudrun Giese
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Nach wie vor mit ungewisser Zukunft: Galeria Karstadt-Kaufhof (Berlin, 1.11.2022)

Nun heißt es, Farbe bekennen. Mit dem Ende der Bieterfrist für die Übernahme der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt-Kaufhof (GKK) am zurückliegenden Wochenende müssen in nächster Zeit auch die Kaufinteressenten offengelegt werden. Der vorläufige Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus hatte bisher keine Namen von Bietern genannt und auch nicht die vorletzte Woche in der Süddeutschen Zeitung genannten Bewerber Coty, Galeries Lafayette und Droege Group bestätigt. Denkhaus bestätigte lediglich, dass es mehrere Interessenten gebe und dass auch noch potentielle Angebote, die am Wochenende eingehen könnten, mitgenommen würden, meldete Reuters am Freitag. Offiziell endete die Frist in der Nacht zu Sonnabend.

Die dritte GKK-Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren ist ursächlich mit dem Zusammenbruch des Signa-Konzerns verknüpft, zu dem sowohl die Warenhauskette wie auch einige der von ihr gemieteten Immobilien gehören. Das Unternehmen des österreichischen Immobilienspekulanten René Benko hatte eigentlich nach der zweiten mit erheblicher Verkleinerung verbundenen Galeria-Insolvenz im vergangenen Jahr eine Finanzspritze in Höhe von 200 Millionen Euro zugesagt, die wegen der Signa-Krise ausblieb. Gleichzeitig beschnitten überhöhte Mieten für die konzerneigenen Warenhausimmobilien die Umsätze von GKK so stark, dass bereits Anfang Januar das dritte Insolvenzverfahren beantragt werden musste.

Völlig offen ist derzeit, was von dem seit Jahren kontinuierlich geschrumpften Unternehmen nach dem Verkauf noch übrigbleiben wird. Im Moment arbeiten in bundesweit 92 Galeria-Häusern mehr als 15.000 Beschäftigte. GKK-Chef Olivier van den Bossche möchte ebenso wie der vorläufige Insolvenzverwalter Denkhaus das Unternehmen möglichst weitgehend erhalten. Nur mit einer Mindestanzahl an Standorten könne das Konzept eines bundesweiten Warenhausunternehmens funktionieren, äußerte van den Bossche laut dpa am Freitag. »30 Häuser, wie gelegentlich berichtet wird, sind dafür viel zu wenig.«

Bei einer so kleinen Zahl entfielen auch bisherige Vorteile bei Verhandlungen mit Lieferanten. Immerhin gut 60 Filialen würden profitabel arbeiten, hatte der Galeria-Chef Anfang des Jahres nach Bekanntwerden der dritten Insolvenz erklärt. Sollte sich das beim Verkauf bestätigen, würden allerdings schlimmstenfalls annähernd dreißig Häuser geschlossen mit den sattsam bekannten Folgen von Entlassungen vieler Beschäftigter und weiterem Leerstand in Innenstädten, die seit Jahren zusehends veröden.

Aufgabe des vorläufigen Insolvenzverwalters Denkhaus ist es nun, bis Ende März ein Gutachten vorzulegen, das die Antragsgründe und die Verfahrenskosten nennt. Bis zum Spätsommer soll das vorhandene Geld nach seinen Angaben reichen. Frühestens Anfang April kann das zuständige Amtsgericht Essen das Insolvenzverfahren eröffnen. Anschließend können die zahlreichen Gläubiger beim dann verbindlich bestellten Insolvenzverwalter ihre Forderungen geltend machen. Den GKK-Verkauf möchte Denkhaus im Verlauf des Aprils über die Bühne bringen.

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