Votum bei Tesla in Grünheide
Von Oliver RastSie sind als Erster ins Ziel gelaufen, gewonnen haben sie dennoch nicht: die »Tesla Workers« der Liste der IG Metall (IGM). Am Mittwoch waren die dreitägigen Wahlen zum Betriebsrat (BR) in der »Gigafactory« in Grünheide zu Ende gegangen. Das Ergebnis: 39,4 Prozent (3.516 Stimmen) für die Metaller, vermutlich 16 von 39 BR-Sitzen, damit stärkste Kraft. Knapp dahinter rangiert »Giga United« mit 35,9 Prozent (3.201 Stimmen); die Liste der BR-Vorsitzenden Michaela Schmitz kommt auf 15 Sitze. »One Team« erringt fünf Sitze, »Giga Fair« zwei und die Liste »Giga für Alle« einen. Insgesamt waren neun Listen mit 234 Kandidaten angetreten. 8.917 Teslaner hatten ihr Votum abgegeben, von derzeit knapp 12.500 im Grünheider Werk.
IGM-Bezirksleiter Dirk Schulze wirkte am Mittwoch abend nach der Bekanntgabe des Ergebnisses erleichtert und dankte in einer ersten Stellungnahme Wahlkämpfern und Kollegen. Mit klarem und überzeugendem Programm für bessere Arbeitsbedingungen bei Tesla habe die IGM-Liste den ersten Platz eingefahren.
Sicher war das nicht. Im Vorfeld wetterte der »gelbe« BR um Chefin Schmitz gegen eine »Einflussnahme von außen« durch die IGM. Ferner hatte es einen Rechtsstreit um den aus Gewerkschaftssicht hektisch anberaumten Wahltermin gegeben. Und nicht zuletzt geht es um die Frage eines Tarifvertrags im einzigen europäischen Tesla-Werk. Mittels eines solchen Vertragswerks will die IGM Personalfragen, Bandpausen, Urlaubszeiten und Gesundheitsschutz regeln.
Was bedeutet der Wahlausgang für den BR-Vorsitz? Unklar, denn 20 Stimmen sind dafür erforderlich. Die Mehrzahl der Listen hat eine Art »Anti-IGM-Wahlkampf« geführt – und gilt als managementnah, heißt es aus informierten Kreisen am Donnerstag gegenüber jW. Es dürfte für die Metaller im Werk schwer werden, einen Bündnispartner zu finden. Aber eh: Bis sich der neue BR konstituiert, werden Tage vergehen. Zunächst müssen die Gewählten befragt werden, ob sie die Wahl annehmen, dann gibt es eventuell Nachrücker. Anschließend müssen die BR-Mitglieder eine Mehrheit für einen Vorsitzenden finden, »Fraktionsarbeit« betreiben. Und: Denkbar bleibt eine Anfechtung des Ergebnisses aufgrund der arbeitsgerichtlich festgestellten Fristverstöße beim Wahlprozedere.
Fest steht hingegen: Die »Gigafactory« ist keine gewerkschaftsfreie Zone, die IGM-Basis wächst, der Kampf um einen Tarifvertrag rückt näher.
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Leserbrief von Reinhard Hopp aus Berlin (22. März 2024 um 19:04 Uhr)Nicht um ein Veto »bei« Tesla geht es, sondern um ein solches »gegen« dieses unfassbare Verbrechen gegen die Umwelt und die regionale Bevölkerung sowie die Verhöhnung und Ignorierung jeglicher Demokratie. Wieso also gibt sich die jW dafür her, dieses mit einem solchen Artikel quasi zu »normalisieren«, so als wenn es nur um einen üblichen innerbetrieblichen tariflichen Vorgang ginge?
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