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Aus: Ausgabe vom 19.03.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Bangladesch

Run auf Gasfeld

Globales Bieterverfahren um Reserven vor Bangladeschs Küste eröffnet. Umfang der Vorkommen noch unklar
Von Thomas Berger, Manila
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Der Ausverkauf der Rohstoffquellen wird sie nicht besänftigen: Tausende protestieren gegen hohe Gaspreise (Dhaka, 1.7.2019)

Die Auktion ist eröffnet. Bangladeschs nationale Gas-, Öl-, und Mineraliengesellschaft, Petrobangla, hat 55 internationale Öl- und Gaskonzerne zu einem Bieterverfahren um ein Gasfeld vor der Küste des südasiatischen Landes eingeladen. Es ist die erste Gebotsrunde dieser Art seit 2012. Sechs Monate haben die Konzerne nun Zeit, ein Angebot abzugeben. Die Regierung rechnet mit einer großen Resonanz, wie Tawfiq-e-Elahi Chowdhury, der Berater in Energiefragen von Premierministerin Scheich Hasina Wajed, vergangene Woche sagte. Es geht um 24 Offshore-Blocks – 15 davon liegen auf hoher See, neun im küstennahen Bereich. Die kontaktierten Firmen hatten sich bereits vorab als mögliche Interessenten für diesen Fall registrieren lassen.

Nach Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan im April soll es ein informierendes Vorgespräch geben, wie Energiestaatsminister Nasrul Hamid angekündigt hat. Denn klar ist bisher nur, dass die Vergabe nach neuen, erst 2019 ausgearbeiteten Bedingungen erfolgen soll. Der Preis für das Gas würde nunmehr am Weltmarkt ausgerichtet. Der Anteil, den Bangladesch für sich beansprucht, wächst mit ansteigender Produktion. Bei den Tiefseeblöcken reicht die Spanne von 35 bis 60, bei den küstennahen Blöcken von 40 bis 65 Prozent. Während spekuliert werden kann, wer noch unter den Bietern ist, dürfte Exxon Mobil mit großer Wahrscheinlichkeit dazugehören. Eine Delegation des US-Konzerns hatte Bangladesch nach der Wahl zu Jahresbeginn besucht und war von Minister Hamid in Dhaka empfangen worden. In einem ersten Schreiben vom März 2023 soll Exxon Mobil gleich an allen 15 Tiefseeblocks Interesse geäußert und in einem folgenden Brief Mitte Juli eine Investitionssumme von 25 bis 30 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt haben, so die Dhaka Tribune.

Während in anderen Regionen des Golfs von Bengalen schon längst die Exploration der zu Indien, Myanmar und Malaysia gehörenden Gasfelder läuft, sind die Untersuchungen in Bangladesch bisher nur mit großer Zurückhaltung in einigen Teilgebieten erfolgt. Experten vermuten vor der Küste eines der größten Deltas der Welt, des Flusssystems von Ganges und Brahmaputra, Vorkommen in beachtlicher Größenordnung. Die bisherigen Gasreserven aus laufenden Förderungen würden nach Regierungsangaben noch etwa zehn Jahre reichen. Das Gasfeld vor der Küste könnte nun die Versorgung darüber hinaus sicherstellen, mutmaßt The Business Standard.

Um seine Stromproduktion zu sichern, die bisher zu 49 Prozent auf Gasbasis läuft, ist Bangladesch heute schon auf den Zukauf von LNG aus dem Ausland angewiesen. In Asien ist es dabei mit 31 Prozent sogar der größte Abnehmer. Bangladesch importiert beinahe doppelt so viel wie China mit 17 sowie Thailand und Pakistan mit 16 Prozent. Dem Entwicklungsland gehen durch diese Zukäufe auf dem Weltmarkt große Devisensummen verloren. Sollten die Explorationen im Golf von Bengalen nicht die erhofften Ergebnisse bringen, müsste der LNG-Anteil bis 2030 bald weiter erhöht werden. Denn auch der Energiebedarf des 175-Millionen-Einwohner-Landes steigt stetig.

Ein geradezu verheerendes Signal ist das jetzt eröffnete Bieterverfahren im Hinblick auf den Klimaschutz. Der Ausbau erneuerbarer Energien geht in Bangladesch allerdings nur sehr schleppend voran. Im Juli 2023 waren nach Angaben der Behörde für die Entwicklung nachhaltiger und erneuerbarer Energien lediglich rund 826 Megawatt aus erneuerbaren Energien am Netz. Zwar liegt der Pro-Kopf-Ausstoß des klimaschädlichen CO2 in Bangladesch laut Statista mit 0,6 Tonnen weit unter dem globalen Durchschnitt von 4,66 Tonnen. Aber die Gesamtmenge nimmt stetig zu. 2022 lag sie bei 102,1 Millionen Tonnen.

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