junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Gegründet 1947 Sa. / So., 11. / 12. Mai 2024, Nr. 109
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben
junge Welt: Jetzt am Kiosk! junge Welt: Jetzt am Kiosk!
junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Aus: Ausgabe vom 13.03.2024, Seite 16 / Sport
Rugby Union

Schön wie gemalt

Beim Sechs-Nationen-Turnier geht es um die Krone im europäischen Rugby
Von Bernhard Krebs
RUGBY-UNION-NATIONS-ENG-IRL.JPG
Wird niemals alt: Das Duell England gegen Irland im Twickenham Stadium in London (9.3.2024)

Der Gewinn des Sechs-Nationen-Turniers im europäischen Rugby gilt als besonders prestigeträchtig – erst recht, wenn ein Team sämtliche Konkurrenten schlägt. Mit einem solchen »Grand Slam« hatte ­Irland im vergangenen Jahr die Six Nations gewonnen, und selbst am vergangenen Sonnabend sah es lange Zeit so aus, als würden die Männer in Grün dieses Kunststück in zwei aufeinanderfolgenden Jahren bewerkstelligen können. Bis zur letzten Spielminute führte die Mannschaft um den englischen Head-Coach Andrew Farrell im Stadion von Twickenham in London gegen England und sah wie der sichere Sieger aus, als der Ball noch mal beim englischen Fly-Half Marcus Smith landete. Unter gehörigem Druck der irischen Defensive setzte der Spielmacher zum Drop-Goal an und jagte den Ball, obwohl er ausrutschte, artistisch zum 23:22 Endstand zwischen die Pfosten und machte den irischen Traum vom »Back-to-back-Grand-Slam« zunichte.

Traumhaftes Drop-Goal

Schon lange hatten englische Rugbyfans nicht mehr so viel Grund zum Jubeln. Das englische Team gewann nicht nur verdient, der Sieg war auch noch schön herausgespielt. Erstmals im diesjährigen Turnier agierte die Mannschaft von Head-Coach Stephen Borthwick mit einem Matchplan, bei dem die talentierte Hintermannschaft – im Rugby die Abteilung Attacke – mit Wucht und Finesse glänzte. Zwar ging Irland gleich per Straftritt von Fly-Half Jack Crowley (3. Spielminute) 3:0 in Führung. Doch postwendend blitzte das Können der englischen »Backs« auf: Taktgeber und Scrum-Half Alex Mitchell, machte nach einem »Ruck« – dem Kampf über den Ball am Boden – das Spiel schnell. Über Flügelspieler Tommy Freeman und Fly-Half George Ford landete das Spielgerät bei Ollie Lawrence, der das 5:3 erzielte. Nach Straftritt Fords (17.) führte England 8:3, brachte sich dann durch Regelverstöße aber wieder in Rückstand. Crowley verwandelte drei Straftritte (20./35./40.+1) und Irland führte 8:12 zur Pause.

In der zweiten Halbzeit ging es Schlag auf Schlag. Zunächst baute der irische Wing James Lowe nach einem von der irischen Hintermannschaft fulminant vorgetragenen Angriff die Führung auf 17:8 (44.) aus. Doch England antwortete umgehend. Vorbereitet durch die Stürmer Sam Underhill und Maro Itoje, die kompromisslos Löcher in die irische Verteidigung rissen und dabei auch noch Ballgefühl bewiesen, landete die Pille auf dem linken Flügel bei Full-Back George Furbank, der den Spielstand auf 13:17 (48.) verkürzte. Dass es nicht immer Schampusrugby sein muss, bewies dann Dritte-Reihe-Stürmer Ben Earl, der sich mit schierer Kraft zum 18:17 (59.) ins irische Malfeld tankte. Mittlerweile war auch der eher uninspiriert agierende Ford gegen Marcus Smith ausgewechselt worden, der den Erhöhungskick (61.) zum 20:17 traf. Zwar konnte Lowe mit einem Versuch den Spielstand noch mal drehen (20:22), doch dann erzielte Smith ein traumhaftes Drop-Goal zum englischen Last-Minute-Sieg.

Alle Trümpfe

Irland hat weiter alle Trümpfe für eine Titelverteidigung bei den Six Na­tions in der Hand und führt die Tabelle mit 16 Punkten vor England (12) an. Schottland (11) rutschte hingegen am Sonnabend nach schmerzhafter 31:29-Niederlage gegen Italien im Stadio Olimpico in Rom auf Tabellenplatz drei ab. Italien glänzte streckenweise, wie der wohl schönste Versuch des Spieltags zeigte: Nach Einwurf setzte Italien kurz zum Paket an, bevor Hooker Giacomo Nicotera den Ball auf Scrum-Half Martin Page-Relo passte, der das Spielgerät ansatzlos mit dem Fuß in den Rücken der schottischen Verteidigung lupfte. Der durchgestartete Center Juan Ignacio Brex nahm den Ball in vollem Lauf auf und legte einen Versuch so schön wie gemalt. Beschlossen wurde der vierte Spieltag am Sonntag in Cardiff, wo eine junge und unerfahrene walisische Mannschaft gehörig unter die Räder kam. Nach 80 Spielminuten stand es 45:24 für Frankreich, das damit vor dem letzten Spieltag kommenden Sonnabend mit elf Punkten hinter Schottland auf Platz vier liegt. Italien (7) ist Fünfter, während Wales (3) abgeschlagen den letzten Platz belegt.

Tageszeitung junge Welt am Kiosk

Die besonderen Berichterstattung der Tageszeitung junge Welt ist immer wieder interessant und von hohem Nutzwert für ihre Leserinnen und Leser. Eine gesicherte Verbreitung wollen wir so gut es geht gewährleisten: Digital, aber auch gedruckt. Deswegen liegt in vielen tausend Einzelhandelsgeschäften die Zeitung aus. Überzeugen Sie sich einmal von der Qualität der Printausgabe. Alle Standorte finden Sie unter diesem Link.

Mehr aus: Sport