4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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Aus: Ausgabe vom 07.03.2024, Seite 16 / Sport
Fußballrealität

Bundesliga im Blick

Österreich: Bekommt die Austria ein neues Stadion? Die Frage könnte die Salzburger Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen am Sonntag mitentscheiden
Von Dieter Reinisch, Wien
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Altes Problem: Austria-Salzburg-Anhänger fordern am 5. November 2022 eine »Stadionlösung jetzt!«

Am Sonntag sind Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Salzburg. Bei den Landtagswahlen 2023 erreichte die KPÖ in der Stadt Salzburg fulminante 21,5 Prozent. Spitzenkandidat Kay-Michael Dankl werden gute Chancen eingeräumt, am Sonntag in eine Stichwahl um das Bürgermeisteramt einzuziehen. Seine Konkurrenten: Florian Kreibich, Stellvertreter des bisherigen Amtsinhabers Harald Preuner (beide ÖVP), und Bernhard Auinger (SPÖ). Ein sportpolitisches Thema ist dabei zu einem wichtigen Faktor geworden: Wo soll die zukünftige Spielstätte des SV Austria Salzburg sein?

Der violette Traditionsverein wurde 1933 gegründet, schlug 1994 Eintracht Frankfurt und den Karlsruhe SC auf dem Weg ins UEFA-Cup-Finale und wurde danach drei Mal österreichischer Meister. 2005 kaufte ihn Red Bull, änderte Namen und Farben, woraufhin die Fanszene den Verein in der letzten Spielklasse neu gründete.

Nun soll der Sprung zurück in den Profifußball gelingen – nur fehlt es an der Infrastruktur. Am Montag abend schrieb der Vorstand an die Vereinsmitglieder: »Wir haben soeben sämtliche Unterlagen betreffend das Zulassungsverfahren (›Lizenz‹) zur zweiten Bundesliga fristgerecht eingereicht.« Es fehlt dem Verein aber eine adäquate Spielstätte. Das Stadion in Maxglan soll umgebaut werden, dennoch bietet es dann gerade einmal Platz für 2.000 Zuschauer. Das Ausweichstadion befindet sich im über 100 Kilometer entfernten Steyr.

Als man im September erstmals im Pokal gegen Red Bull spielte, platzte das damalige Ausweichstadion im Salzburger Vorort Grödig aus allen Nähten: 5.000 Zuschauer waren gekommen, Politiker aller Couleur inklusive. Sie tummelten sich im VIP-Club, nur Dankl saß hinter dem Tor. In einem Video machte er auf die Stadionproblematik aufmerksam.

Denn bei der Austria gibt es viele Stimmen abzuholen: 112.000 Wahlberechtigte hat die Stadt. Etwa 65.000 bis 70.000 Personen dürften am Sonntag ihre Stimme abgeben. Deshalb könnten aktuellen Schätzungen zufolge Austria-Anhänger rund zehn Prozent des Ergebnisses ausmachen. Das glaubt auch Moritz Grobovschek, Gründer des einflussreichen Fanklubs »Tough Guys Salzburg 1992«: »Salzburg ist eine violette Stadt.« Das Stadion liege den Menschen am Herzen: »Es wird für einige ein Grund sein, zur Wahl zu gehen, um die Zukunft der Austria positiv zu beeinflussen.«

Dankl und die KPÖ haben das Thema seit langem im Sinne der Austria besetzt: Sie unterstützen ein neues Stadion inklusive Wohnraum beim Messegelände. ÖVP-Kandidat Kreibich wünscht sich dagegen den langfristigen Verbleib im kleinen Maxglan. SPÖ-Mann Auinger will, dass die Austria in Grödig spielt. Austria-Präsident Claus Salzmann ist gegen einen Umzug: »Ich führe den Stadtverein nicht aus Salzburg raus«, erklärte er am Dienstag gegenüber jW. Auch Grödigs parteiloser Bürgermeister Herbert Schober sei gegen das Projekt: »Wenn ich das mache, verliere ich die Wahlen«, soll er zu Salzmann gesagt haben.

Langfristige Zukunft hat für die Fans nur ein neues Stadion: »Das Ziel muss sein, wieder in die Bundesliga zu kommen. Was willst du da denn mit Maxglan?« meint Alexander Salvatore, Vorsänger der »Curva Viola«, zu jW. Wahlempfehlung will er keine geben: Ultras mischen sich nicht in Politik ein, meint er. Vom zukünftigen Bürgermeister wünscht er sich »eine ordentliche Prüfung des Stadionprojekts«.

Zuletzt ist die ÖVP auf den Zug aufgesprungen: »Der größte Austria-Unterstützer in den letzten Monaten war Preuner«, meint Salzmann. Eine Reaktion auf die KPÖ: »Ohne Dankl wäre das nicht zum Thema geworden. Dafür müssen wir sehr dankbar sein«, betont Grobovschek: »Wenn es knapp wird, könnten die Stimmen der Austria zum Gamechanger werden.«

Gleich, wer am Sonntag gewinnt, Austria-Fans werden sich bei den Wahlpartys eher wenige einfinden: In einem Lokal in Maxglan wird ab 16 Uhr beraten, wie die Weichen für die Rückkehr in den Profifußball ökonomisch und strukturell zu stellen sind. Sportlich ist man gerüstet: Vor Start der Frühjahrssaison steht man auf dem ersten Platz. Auf welche politische Unterstützung sie zukünftig zählen können, könnte bei Beginn der Versammlung bereits feststehen. Die Wahllokale schließen um 16 Uhr.

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