Verdi und FFF für mehr ÖPNV
Von Raphaël SchmellerBeinahe überall in Deutschland sind am Freitag Busse, U- und Straßenbahnen in den Depots geblieben. Die zweite Warnstreikrunde der Gewerkschaft Verdi brachte den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in mehr als 70 Städten in 13 Bundesländern weitgehend zum Erliegen. Nur in Thüringen und im Saarland, wo der Arbeitskampf am Vortag beendet worden war, sowie in Bayern, wo der Tarifvertrag nicht gekündigt worden war, wurde nicht gestreikt.
Bundesweit mobilisiert wurde von der Bewegung Fridays for Future (FFF), die am Freitag zu einem Klimastreik aufgerufen hatte. Bei mehr als 100 Kundgebungen und Demonstrationen traten die Aktivistinnen und Aktivisten gemeinsam mit den Beschäftigten des öffentlichen Nahverkehrs auf. Im Rahmen des Bündnisses »Wir fahren zusammen« solidarisierten sich die Klimaschützer mit dem Arbeitskampf von Verdi. »Im ganzen Land wächst der Druck auf die Ampelkoalition, unsere Klimabilanz und den ÖPNV nicht länger kaputtzusparen, sondern endlich das Geld für eine gerechte Verkehrswende bereitzustellen«, sagte Luisa Neubauer, Sprecherin von FFF, am Rande einer Kundgebung im Berliner Invalidenpark, bei der sich nach Angaben der Klimabewegung »Tausende Menschen« versammelt hatten.
Fridays for Future unterstützt die Verdi bereits seit einigen Jahren bei Tarifverhandlungen im ÖPNV. Dabei verbindet die Bewegung gewerkschaftliche Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten mit ureigenen Anliegen. In der Stärkung des ÖPNV sehen die Aktivisten das »Herzstück« einer »sozial gerechten Mobilitätswende«. Durch die Beförderung von täglich 28 Millionen Fahrgästen im Nahverkehr werden laut Verdi derzeit 9,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr vermieden. Würde der ÖPNV ausgebaut, könnten noch deutlich mehr Emissionen eingespart werden, so die Gewerkschaft. Vertreter von Verdi und FFF übergaben am Freitag in Berlin eine gemeinsame Petition mit dem Titel »Vorfahrt ÖPNV! – Mobilität für alle und gute Arbeit für die Beschäftigten im ÖPNV« an die Bundespolitik. Zentrale Forderungen in diesem Papier waren eine Verdoppelung des Nahverkehrs bei besserem Personalschlüssel sowie günstigere Fahrpreise auf dem Land und in der Stadt.
In der aktuellen Tarifrunde verhandelt Verdi mit zahlreichen kommunalen Verkehrsunternehmen über neue Tarifverträge. Um höhere Entgelte geht es dabei nur in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Auch im Saarland forderte die Gewerkschaft mehr Geld, hier einigten sich beide Seiten am Donnerstag auf einen Abschluss. In allen bisher nicht genannten Bundesländern geht es um bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. In Berlin zum Beispiel fordert die Gewerkschaft längere Wendezeiten am Ende einer Tour sowie mehr Urlaubstage und mehr Urlaubsgeld. In Hamburg will Verdi eine 35-Stunden-Woche durchsetzen.
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