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Aus: Ausgabe vom 29.02.2024, Seite 16 / Sport
Radsport

Rennen wie diese

Omloop, Kuurne und Le Samyn: So war der Start der Radsportsaison in Belgien
Von Holger Römers
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Früh gesprengt: Wout Van Aert (M.) und Co distanzieren das Hauptfeld beim 79. Omloop (24.2.2024)

Seit der Radsport der Männer sich um Globalisierung bemüht, werden die ersten Straßenrennen des Jahres jeweils schon ab Mitte Januar – unter vorläufiger Abwesenheit der meisten Stars – auf der Südhalbkugel sowie in Äquatornähe absolviert. In den Augen der Traditionalisten geht die Saison aber erst los, wenn im Radsportland Belgien die Startpistolen abgefeuert werden. Am Dienstag markierte Le Samyn den Auftakt im wallonischen Landesteil, nachdem am Wochenende in Flandern Omloop Het Nieuwsblad und Kuurne-Brüssel-Kuurne stattgefunden hatten.

Da die Abfolge der drei Veranstaltungen absteigenden Rängen in der Klassifikation des Weltverbandes UCI entspricht, waren am Dienstag manche Mannschaften der World-Tour-Kategorie nicht am Start und andere nicht in Bestbesetzung. Das heißt, dass auf kurvigen Dorfstraßen und Kopfsteinpflasterabschnitten kein Team stark genug war, das Renngeschehen zu kontrollieren. Zwar behauptete sich der deutsche Altmeister John Degenkolb in der Schlussphase regelmäßig an der Spitze des stark geschrumpften Pelotons, doch seinem Team DSM-Firmenich/Post NL gelang es weder einen vorübergehend ausgerissenen Kollegen vor der Einholung zu bewahren noch einem anderen zum Sprintsieg zu verhelfen. Favorit Arnaud De Lie (Lotto Dstny) rutschte indes aus einer Kurve und stieg vorzeitig vom Rad.

So brachte der Sprint von zwei Dutzend Fahrern einen 24jährigen Überraschungssieger hervor. Allerdings musste der Belgier Laurenz Rex (Intermarché-Wanty) lange auf die Auswertung des Zielfotos warten, da sein verfrühtes Jubeln es António Morgado (UAE Team Emirates) fast erlaubt hatte, seinerseits den ersten Profierfolg zu erringen. Der 20jährige Portugiese gab danach undiplomatisch zu Protokoll, »diese Art Rennen« gar nicht zu mögen – weshalb man ihm um so dankbarer sein müsste, zur Unterhaltung der Radsportfans beigetragen zu haben, die mehrheitlich eine gegenteilige Meinung zu chaotischen Halbklassikern haben dürften.

Zwei Tage zuvor stand ein Spezialist für »diese Art Rennen« in Kuurne auf dem Siegertreppchen. Als schon 93 Kilometer vor dem Ziel eine Ausreißergruppe eingeholt worden war, hatte Team Visma Lease a Bike an einem kleinen Anstieg kollektiv Tempo gemacht, so dass das reduzierte Peloton weiter ausgedünnt wurde. Bald darauf attackierte Wout van Aert an einem knackigen Kopfsteinpflasteranstieg. Nur drei Konkurrenten konnten mithalten, von denen auf der Zielgeraden nur die im Sprint chancenlosen Tim Wellens (UAE Team Emirates) und Oier Lazkano (Movistar Team) übrig geblieben waren.

So sicherte sich van Aert den Sieg. Schon am Vortag wurde der 29jährige favorisiert. Auch beim 79. Omloop hatte seine Mannschaft drückende Dominanz bewiesen und aus dem durch Seitenwind früh gesprengten Fahrerfeld 54 Kilometer vor dem Ziel eine Sechsergruppe abgespalten, in der sich neben dem belgischen Superstar auch die Kollegen Christophe Laporte und Matteo Jorgenson befanden. Letzterer riss 33 Kilometer später aus, jedoch ohne sich entscheidend abzusetzen. Ebenso wenig konnte freilich sein Kapitän an der legendären Muur-Kapelmuur die Konkurrenz abschütteln, weshalb sich am ebenso legendären Bosberg die numerische Überlegenheit des Teams relativierte, als neun Fahrer aufschlossen.

Unter ihnen waren jedoch mit dem niederländischen Vorjahressieger Dylan van Baarle und Jan Tratnik immerhin zwei Visma-Fahrer. Tratnik schlich sich dann neun Kilometer vor dem Ziel davon, und errang einen Überraschungssieg vor dem deutschen Nils Politt (UAE Team Emirates), der sich als einziger an die Fersen des 34jährigen Slowenen geheftet und dann zu viel Führungsarbeit geleistet hatte. Als Gewinner des Sprints der folgenden Gruppe untermauerte van Aert die kollektive Überlegenheit – ohne allerdings zu kaschieren, dass das Superteam sich mal wieder anfällig für plötzliches taktisches Ungeschick gezeigt hatte. Die Zuschauer soll’s freuen – zumal Visma derweil auch ein traditionsarmes Rennen in Spanien dominierte, wo der zweifache Toursieger Jonas Vingegaard bei seinem Rennauftakt gleich drei von vier Etappen plus die Gesamtwertung gewann.

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