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Aus: Ausgabe vom 27.02.2024, Seite 7 / Ausland
CPAC

Trumps Kreuzzug

CPAC: Expräsident dominiert rechtes Treffen in Maryland. Von der »chinesischen Biowaffe« bis zu Bidens »Migrantenkriminalität« ist alles dabei
Von Jürgen Heiser
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Jesus und Trump sollen es richten: Republikanische Wahlkampfveranstaltung in South Carolina (Columbia, 24.2.2024)

Mit dem Schlachtruf »Vorwärts bis zum Sieg!« betrat Stephen Bannon, der frühere Chefstratege Donald Trumps im Weißen Haus, am Sonnabend die Bühne der diesjährigen »Conservative Political Action Conference« (CPAC). Als letzter Hauptredner der viertägigen Konferenz der Ultrakonservativen und religiösen Rechten, die nahe dem Machtzentrum Washington D.C. in National Harbor (Maryland) stattfand, warf Bannon gleich zu Beginn die Frage auf: »Warum ist Donald Trump ein Dissident?« Die Antwort gab er selbst: Weil eine »chinesische Biowaffe ihn stoppte« – Bannons alte Mär vom »laborgezüchteten« Coronavirus –, und weil dem 45. US-Präsidenten auch noch die Wiederwahl »gestohlen wurde«.

Was die Demokraten »damit dem Land angetan haben, ist unverzeihlich!«, polterte Bannon, und forderte unter dem Jubel des Publikums: »Sperrt sie ein – jeden einzelnen!« Für ihn auch die Revanche für das Einsperren der »J-6-Geiseln«, jener »Patrioten«, die wegen des Sturms auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 angeklagt wurden. Bannon, im saloppen Truckeroutfit, redete im Stakkato, als käme er just von der Attacke aufs Kapitol. Für ihn ist die Rückeroberung des Weißen Hauses ausgemachte Sache. Aus dem »Kreuzzug für Gerechtigkeit« bis zur Präsidentschaftswahl am 5. November könne nur einer als Sieger hervorgehen: »Präsident Donald Trump!«

Der nächste Schritt dahin erfolgte schon am Abend, als Trump in South Carolina den nächsten innerparteilichen Sieg über seine letzte Konkurrentin Nikki Haley errang. Obwohl die Exgouverneurin des US-Südstaats auf den Heimvorteil gehofft hatte, schlug Trump sie mit rund 60 Prozent der Stimmen in seinem fünften Vorwahlsieg in Folge. Für seine Nominierung als Kandidat der Republikaner fehlt ihm jetzt nur noch der Sieg am »Super Tuesday«, dem 5. März, mit den Vorwahlen in 15 US-Bundesstaaten.

Vor dem Triumph hatte Trump es sich nicht nehmen lassen, am Nachmittag einen Zwischenstopp auf der CPAC einzulegen, dem von der »American Conservative Union« (ACU) veranstalteten Klassentreffen seiner treuesten Fangemeinde. Zu den Klängen der inoffiziellen Patriotenhymne »God Bless the USA« huldigte ihm die Menge mit frenetischem Applaus und Sprechchören. Wie üblich begrüßte er eine lange Liste von Rednern und Ehrengästen, darunter den argentinischen Präsidenten Javier Milei, Brasiliens Expräsidenten Jair Bolsonaro, Exbotschafter Richard Grenell und zum Schluss »Steve Bannon, den wir alle lieben«, so Trump.

Was nun in 90 Minuten folgte, war keine politische Brandrede zu den außenpolitischen Krisenherden der USA. Den »Angriff auf Israel« und den »Ukraine-Krieg« erwähnte Trump wie nebenbei und sagte lapidar, beides »hätte es nicht gegeben, wäre er Präsident gewesen«. Unter ihm werden sich die Europäer »um die Konflikte vor ihrer Haustür« selbst kümmern müssen. Damit traf er den Nerv der Mehrheit im Saal. .

Trump fokussierte seine Fans auf ein einziges Thema: die »Migrantenkriminalität«. Die eigentlich »Biden migrant crime« heißen müsste, weil der die »bestgesicherte Grenze der Welt für Millionen Kriminelle und Geisteskranke geöffnet und unser Land dem Untergang geweiht« habe. »Unser Sieg im November wird unsere Revanche sein.« Als erste Amtshandlung werde er »Bidens Flüchtlinge« nach Hause schicken, »in der größten Deportation unserer Zeit«.

Trump kann es Joseph Biden nicht verzeihen, ihn »wegen Bullshit« in »stalinistischen Schauprozessen« anzuklagen. Und so rächt er sich, indem er sich lustig macht über den »crooked Joe« und ihn unter Gelächter auf der Bühne parodiert, wie er »mental nicht mehr ganz bei sich ist und von Treppen stolpert«. Fazit: Gemeinsam mit den »korrupten Medien und ihren Fake News« habe Biden das Land ruiniert, aber am 5. November würden die »ihren Tag des jüngsten Gerichts erleben«. Und so schien es, als reiche allein der desolate Zustand Bidens für Trump schon aus, an seinen Wahlsieg zu glauben.

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