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Aus: Ausgabe vom 26.02.2024, Seite 2 / Inland
LNG-Terminal vor Rügen

Erstes Spezialschiff in Mukran

LNG-Import wird vorbereitet. Genehmigung fehlt, Widerstand ungebrochen
Von Wolfgang Pomrehn
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Fast 300 Meter lang: Die »Energos Power« am Sonnabend vor Mukran

Am Sonnabend ist auf Rügen das erste von zwei Spezialschiffen angekommen, auf denen künftig Flüssigerdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) regasifiziert werden soll, um es in das Pipelinenetz einzuspeisen. Die »Energos Power« liegt nun zwischen Sassnitz und dem Ostseebad Binz im Hafen von Mukran, der zur Zeit für den LNG-Import vorbereitet wird. Auch an der Pipeline, die das Gas über den Grund der Ostsee zum Festland pumpen soll, wurde bis zuletzt gebaut. Diese führt durch ein wichtiges Laichgebiet des in seinem Bestand gefährdeten Ostseeherings. Bauherren und das Bergamt in Stralsund hatten sich Ende Dezember mit einer Verlängerung der Bauzeit über die Bedenken von Umweltschützern und Fischereifachleuten hinweggesetzt.

Nach Angaben des künftigen Terminalbetreibers, der Deutschen Regas, wird auf dem Schiff inzwischen der Testbetrieb vorbereitet. Dafür fehlt allerdings noch die wasserrechtliche Genehmigung, die für diese Woche erwartet wird. Wenn sie vorliegt, soll eine kleinere Menge des auf dem nicht ganz 300 Meter langen Schiff mitgeführten LNG regasifiziert und durch die Pipeline nach Lubmin an der Küste gepumpt werden. Dort, in der Nähe von Greifswald, besteht ein Anschluss an das deutsche Pipelinenetz. Bau und Betrieb des Rügener LNG-Terminals erfolgen ohne jede Umweltprüfung. Möglich macht das ein Beschleunigungsgesetz, das mit einer Versorgungsnotlage argumentiert. Allerdings hat unter anderem das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin vorgerechnet, dass weder eine Gasmangellage vorliegt noch droht. Die Speicher sind trotz derzeit erhöhten Bedarfs fürs Heizen gut gefüllt.

Kritik kommt aus der örtlichen Kommunalpolitik und von der Deutschen Umwelthilfe. Deren Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner kündigt an: »Wir werden politisch und juristisch alle Hebel in Bewegung setzen, um das fossile Projekt zu stoppen.« Die Ferieninsel Rügen werde »in einen fossilen Energiepark« umgewandelt. Auch die Gemeinde Binz, die vom Tourismus lebt, der durch Nachbarschaft der Industrieanlagen leiden könnte, will weiter gegen das Projekt vorgehen. Selbst die zuständige Landesregierung in Schwerin sieht das Vorhaben und unter anderem die geplante Laufzeit von 20 Jahren kritisch.

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  • Leserbrief von Reinhard Hopp aus Berlin (26. Februar 2024 um 19:27 Uhr)
    Hoffentlich kommen nicht wieder irgendwelche Außerirdischen und sprengen die Pipeline, und zwar womöglich gar noch ohne (wie beim letzten Mal) Olaf Scholz vorab zu informieren. Aber ist ja eigentlich auch ganz egal, denn er wird sich später ja ohnehin nicht mehr daran erinnern können (wollen).

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