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Aus: Ausgabe vom 20.02.2024, Seite 8 / Ansichten

Segen des Tages: New-York-Boykott

Von Arnold Schölzel
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Am Freitag verdonnerte ein Richter in New York Donald Trump (laut Forbes 2,6 Milliarden US-Dollar »wert«) wegen Betrugs zu einer Strafe von mehr als 350 Millionen Dollar plus Zinsen. Offenkundig ein Unrechtsurteil: Immobilien sind unschuldig, und wer mit ihnen handelt ergo ebenfalls. Meinen jedenfalls der Verurteilte und seine Fans.

Die »Truckers for Trump« rufen daher US-weit dazu auf, jegliche Belieferung von New York City (rund 8,8 Millionen Einwohner) einzustellen. Erster Aufständischer war der Lkw-Fahrer »Chicago Ray«, der am Sonntag auf X verkündete, er habe über Funk mit zehn Kollegen gesprochen, die ab Montag nichts mehr nach New York City (NYC) bringen wollten. 95 Prozent aller Trucker seien für Trump. Daher drohe »blauen« (Parteifarbe der Demokratischen Partei) Städten wie Chicago oder Baltimore dasselbe wie NYC: »Ich weiß nicht, wie weit das quer durchs Land geht oder wie viele Trucker damit anfangen werden, Ladungen Richtung NYC zu verweigern, aber ich sage euch was – scheiß drauf, ihr werdet es herausfinden.« Denn: »Wir haben es satt, dass ihr Linke Trump f… .« Im übrigen sei er einer der »Millionen Lkw-Fahrer, die an Gott glauben und dieses Land lieben.«

Diese Doppelerregung treibt »Chicago Ray« mindestens so an wie sein Idol. Das Miteinander von »Gottes Segen« und F-Wort ist so etwas wie ihr Erkennungszeichen. Allerdings hatte Ray offenbar nicht mit der Enttäuschung seiner Anhänger gerechnet, von denen am Sonntag auf X etwa 13.000 gezählt wurden. Am Montag meldeten sich einige von ihnen, die auf dem Weg nach NYC Dutzende Lkw gesehen hatten und von Ray Erklärung forderten. Dessen Antwort auf X: »Ich habe keine Angst vor Sch… . Ich bin in Chicago aufgewachsen (…) Gott segne Amerika, Gott segne Trump, Gott segne jeden Trucker in diesem Land.« Das reicht für einen zweiten Aufstand.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Marcus B. (20. Februar 2024 um 22:27 Uhr)
    Das Urteil gegen Trump zeigt sehr deutlich die politische Schieflage der New Yorker Justiz. Das Urteil erging wegen »betrügerischen« Aufblähens von Vermögenswerten, um günstigere Kreditbedingungen zu erlangen. Sagt die Generalstaatsanwältin (!) Letitia James in einem Zivilprozess (!). Seit wann führen Staatsanwälte Zivilprozesse und nicht die vermeintlich Geschädigten? Alle Kredite wurden mit Zins und Zinseszins vertragsgemäß bedient – kein Kläger ohne Opfer. Es ist an Kreditgebern, die Aussagen des -nehmers zu prüfen: due diligence. Wäre Trumps Gebaren illegal, hätte man ihn vor einem Strafgericht angeklagt. Auf welcher Grundlage hat man denn die Werte als »zu hoch« beurteilt? Bei Immobilien ist das auch für Experten nicht einfach, weil die Marktlage eine Rolle spielt. Und Frau James (Demokratin) ist mit dem Versprechen in ihrem letzten Wahlkampf angetreten – Staatsanwälte werden ebenfalls direkt gewählt (!) –, sich Trump vorzuknöpfen (https://kurzelinks.de/r5z7, https://kurzelinks.de/cfp0). Wenn das (!) nicht nach politisch motiviertem Prozess klingt, was dann?! Denkaufgabe: Man ersetze NYC durch St. Petersburg und Trump gegen z. B. Chodorkowski! Apropos Wahlkampf, sie wollte eigentlich Gouverneurin werden; es ist also klar, dass sie langfristig zu höheren politischen Ämtern strebt, ähnlich Kamala Harris, die ebenfalls früher Generalstaatsanwältin war. Des Weiteren sind die Hürden in Zivilprozessen niedriger, nix da Unschuldsvermutung und Beweispflicht, Plausibilität reicht; auch zu sehen am kürzlichen Urteil wegen angeblicher aber unbewiesener (!) Vergewaltigung und Folgeurteil wegen Verleumdung (Carroll vs. Trump) – nichts beweisbar, aber die Geschichte klingt plausibel! Das ist juristische Kriegführung (Lawfare). Trump gewinnt so auf der politischen Bühne nur noch mehr Wählerschaft. Sie werden mit Warfare antworten, sollte man ihn an der Kandidatur durch solche Winkelzüge hindern! Davon bin ich überzeugt. »Chicago Ray« ist nur ein Vorgeschmack.

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