Lufthansa-Beschäftigte bleiben am Boden
Von Gudrun GieseBei der Lufthansa folgt ein Warnstreik dem nächsten. Nach dem Ende eines dreitägigen Pilotenstreiks, zu dem die Vereinigung Cockpit (VC) Beschäftigte der Lufthansa-Tochter Discover aufgerufen hatte, startet an diesem Dienstag das Bodenpersonal der Fluggesellschaft an den Standorten Frankfurt am Main, München, Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln-Bonn und Stuttgart seinen Arbeitskampf.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte zum Warnstreik vom frühen Dienstag morgen bis Mittwoch um sieben Uhr morgens aufgerufen. In den laufenden Tarifverhandlungen mit der Lufthansa gehe es um Entgelterhöhungen für knapp 25.000 Bodenbeschäftigte, teilte Verdi am Wochenende mit, darunter an Schaltern, in der Flugzeugabfertigung und im Frachtbetrieb. Gefordert werden 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens 500 Euro monatlich plus.
Die Lufthansa habe bisher ein »völlig unzureichendes Angebot vorgelegt«. Darüber sei in den zurückliegenden Tagen in den Betrieben diskutiert worden. Dabei hätten die Beschäftigten Warnstreiks als angemessene Antwort betrachtet, erklärte Verdi. Bereits am 7. Februar hatte das Bodenpersonal bei Lufthansa einen ganztägigen Warnstreik veranstaltet. Die Gewerkschaft verband den jetzigen Aufruf mit der Bitte um Verständnis bei den Passagieren. Verdi informiere frühzeitig über den bevorstehenden Ausstand, damit sich Betroffene darauf einstellen können.
Dieser Streik wäre unnötig gewesen, wenn Lufthansa den Bodenbeschäftigten die gleichen Erhöhungen zugestehen würde wie anderen Beschäftigtengruppen im Konzern, erklärte Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky. »Dazu gab es am Verhandlungstisch jedoch keine Bereitschaft.« Schon derzeit hätten die Beschäftigten der Lufthansa-Bodendienste etwa zehn Prozent weniger Reallohn als noch vor drei Jahren. Obwohl die Airline Rekordgewinne verbuchen konnte, wolle sie die Löhne offenbar noch weiter drücken. Am Mittwoch sollen die Tarifverhandlungen fortgesetzt werden.
Wegen des bis Mittwoch morgen dauernden Warnstreiks würden Hunderte Flüge ausfallen, hatte Lufthansa im Vorfeld erklärt. Betroffen seien demnach mehr als 100.000 Passagiere. Bei der Aktion am 7. Februar waren 900 Flugbewegungen ausgefallen, was etwa neunzig Prozent aller Flüge ausmachte. Am Wochenende hatte der Pilotenstreik bei der Discover Flugausfälle in Frankfurt am Main und München zur Folge. Für Montag vormittag hatte die Vereinigung Cockpit Piloten der Muttergesellschaft Lufthansa zum Solidaritätsstreik für die Discover-Piloten aufgerufen.
Die 2021 als Konkurrenz zu Condor gegründete Ferienfluggesellschaft verfügt über 24 Airbus-Jets und etwa 420 Piloten. Sie startet ausschließlich in Frankfurt und München. VC möchte erstmals einen Tarifvertrag für die Discover-Piloten abschließen. Es würden zwar auskömmliche Gehälter bezahlt, doch seien die mit dem Betriebsrat und nicht mit der Vereinigung ausgehandelt worden. Die von der VC geforderten Entgelte liegen nicht über dem geltenden Niveau, doch durch den Arbeitskampf sollen sie tarifvertraglich abgesichert werden.
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