Büttenreimer kotzt in Eimer
Von Pierre Deason-TomorySamstag, 10. Februar bis Dienstag, 13. Februar
Fasching.
Mittwoch, 14. Februar
Fasching vorbei. Wir fahren fort mit dem politischen Aschermittwoch und schalten hinüber in ein Kellerlokal in Düsseldorf-Neukölln zur Büttenrede des Vorsitzenden der Deutschen Treppenwitzpartei, Harun Narhal Al-Marsch:
*
Damit sie den Karren aus der Scheiße lenkt
Hat uns der Herr eine Regierung geschenkt
Warum die aus lauter Versagern besteht
Das – wie so oft – nur Gott selber versteht
*
Er wollte sicher nur das Beste
Drum blieben für uns halt nur die Reste
Gleichwohl beginnen wir dieses Stück
Mit einem versöhnlichen Blick zurück
*
Das letzte Jahr ein schönes war
Wenn man’s verbrachte in der Bar
Im echten Leben war’s nich’ so dufte
Nichts wert das Geld, für das man knuffte
*
Für Heizung, Strom und Lebensmitteln
Muss kleiner Mann das Sparschwein schütteln
Das ist bald leer, was macht er dann?
Er stellt sich bei der Tafel an
*
Wenn Höcke erst den Kanzler macht
Wird Volk wie wir eh weggebracht
Wer pigmentiert, wer nicht pariert,
wer protestiert, wird remigriert
*
Das wird ’ne Menge Leute sein
Warum auch nicht, das Land ist klein
Und Höcke richtet’s wieder her
Dem Deporteur ist nichts zu schwör
*
Ist Höcke Hitler? Ist er Faschist?
Am Ende gar ein Antisemitist?
Das kommt drauf an, wie man das sicht
Ein Österreicher ist er jedenfalls nicht
*
Er lehrte Geschichte, glaubt sie kapiert:
Ein Volk hat nur Größe, wenn ein andres krepiert
Es ist nicht wichtig, was Höcke ist
Nur, dass, wer ihn wählt, ist sicher Faschist
*
Der geläuterte Deutsche empört sich täglich
Gegen die Nazis, das ist schon erfrölich
Nicht ohne indes sich selbst zu quälen:
Protestiert gegen Rechte, um sie trotzdem zu wählen
*
Die Klimakleber lassen das Kleben sein
Schade, sagt Söder, er sperrt sie gern ein
Den Kampf um die Kreuzung ham sie verlorn
Mit Pattex null Chancen gegen Bauers Traktorn
*
Gestreikt wird auch, bei Bus und Bahn
und Bayerns Spielern in der Liga
Eier bei Bayern hatte nur Kahn
Drum wird Bayer null vier Ligasieger
*
Die Regierung hätt’ gerne Militär
Doch hat sie nur ’ne Bundeswehr
Pistorius sagt, er habe gerafft
Dass die es nicht bis nach Stalingrad schafft
*
Eine Wehrpflicht hülfe der Truppe sehr
Und hundert Milliarden für Rüstung und mehr
Bei Thyssen-Krupp, Maffei und Rheinmetall
Schießen die Börsenkurse senkrecht ins All
*
Wenn alle wieder dienen sollen
Und Panzer und Bomber vom Fließband rollen
Pistorius sagt es schon einige Zeit:
Dann erst sind wir kriegsbereit
*
Und verteidigen überall westliche Werte
Der Schlächter der Saudis ist unser Gefährte
Wir bomben für Frieden, Freiheit und Sieg!
(Bevor China gewinnt den Wirtschaftskrieg)
*
Eine Partei noch will ich erwähnen
Musste lange im Bundestag sitzen und gähnen
»Die Linke« stand an ihrer Tür
Gibt’s die noch, und wenn ja, wofür?
*
Deren Job soll jetzt ein Bündnis machen
Das den Namen der Gründerin trägt
Die alle erschrecket wie ein Drachen
Weshalb manch Frustrierter ernsthaft erwägt:
*
Sollte ich wagen mehr Wagenknecht?
Sozial ohne Fremde? Wär mir ganz recht!
Der Autor hört’s häufig, ihm ist schon ganz schlecht
Kann nicht soviel fressen, wie er kotzen möcht’
*
Donnerstag, 15. Februar
(Das Tagebuch ist heute wegen eines Schüttelreimdurchfalls in der Familie geschlossen.)
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