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Aus: Ausgabe vom 16.02.2024, Seite 15 / Feminismus
One Billion Rising

Alternative zum Valentinstag

Dutzende Aktionen der Kampagne »One Billion Rising« gegen Gewalt an Frauen. Angeprangert werden auch Rassismus, Kolonialismus und Krieg
Von Carmela Negrete
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Tanzflashmob auf dem Universitätsplatz in Rostock im Rahmen der weltweiten Protestaktion (14.2.2024)

In mehr als 140 Orten in der ganzen Bundesrepublik haben sich am Mittwoch Menschen zur Aktion »One Billion Rising« versammelt. Ziel: Ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen, aber auch gegen die wachsende Militarisierung. In diesem Jahr stand die Aktion unter dem Motto Rise for Freedom, denn es gebe, so ist im Aufruf zu lesen, eine »anhaltende Verschärfung der Gewalt – anhaltende Vergewaltigung, Hass, Ausgrenzung, Tötung, Diskriminierung, Ausbeutung, Missbrauch, Kriege, Teilung, Besetzung und Kontrolle«. An mehreren Orten wurden sogenannte Rising Freedom Festivals gefeiert, mit Kunst, Tanz, Theater, Poesie und Workshops, die sich gegen den Krieg stellten. »Wir befinden uns in einem Kriegszustand. Ein Krieg gegen unsere Körper. Unseren Verstand. Die Erde«, so die Organisatoren.

Wie die deutsche Webseite der weltweiten Bewegung schreibt, hat die Gewalt gegen Frauen in Deutschland weiter zugenommen. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 120.000 Frauen von ihrem Partner oder Expartner angegriffen. 80 Prozent der Betroffenen von partnerschaftlicher Gewalt sind weiblich.

Viele Medien berichteten über die Aktionen, häufig wurde dabei jedoch nicht darauf eingegangen, dass es noch weitere Forderungen als nur die Beendigung von Gewalt gegen Frauen gibt: das Ende des Patriarchats, den Stopp von »Gewalt gegen die Erde«, eine Beendigung von Rassismus und der »Ungleichheit des Reichtums« sowie den Schutz von Ureinwohnern. Dafür sollten »Menschen über den Profit« gestellt und »Kooperation statt Konkurrenz« gefördert werden.

Die Kovorsitzende der Linken, Janine Wissler, erklärte in einem Kommuniqué, dass ihre Partei die Aktionen unterstütze und viele Parteimitglieder sich daran beteiligten, »um Solidarität zu zeigen mit den Betroffenen von geschlechtsspezifischer Gewalt«. Sie sieht ökonomische Abhängigkeit als ein großes Problem an, das dazu führe, dass Frauen in Beziehungen bleiben, in denen sie Gewalt erfahren. Auch aus diesem Grund müssten die Benachteiligungen auf dem Arbeitsmarkt bekämpft werden. »Noch immer stecken viele Frauen in der Teilzeitfalle und dem Gender-Pay-Gap«. Auch die höhere Armutsquote bei Frauen sei eine logische Folge dieser Benachteiligungen. Die Linke fordere daher von der Regierung, das Programm »Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen« mit dem Frauenhäuser und Beratungsstellen finanziert werden, weiterzuführen.

»One Billion Rising« wurde im Jahr 2012 in New York von der Künstlerin und Feministin Eve Ensler ins Leben gerufen. Auch in diesem Jahr fanden daher weltweit Aktionen statt: in Bangladesch, Kamerun, den Philippinen, Australien, Kroatien, Indien, Irland, Brasilien, Italien oder Kambodscha. Seit Bestehen der Kampagne hat sich in vielen Ländern und darüber hinaus ein großes Netzwerk gebildet und eine Integration in weitere fortschrittliche Kämpfe stattgefunden. So ist die Unterstützung von Arbeitskämpfen vielerorts ebenfalls ein großes Thema. Auch forderte die englischsprachige Organisation schon Ende Oktober eine Feuerpause in Gaza. Auf der Webseite ist zu lesen: »Als Bewegung, die sich für das Ende der Gewalt gegenüber Frauen, Mädchen, geschlechtsexpansiven Personen und der Erde einsetzt, lehnen wir Gewalt, die von jedem begangen wird, ab.« Und weiter: »Wir glauben nicht, dass Gewalt die Lösung in Israel, Palästina oder irgendwo ist.« Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe würden, häufig als Kriegswaffe eingesetzt, immer uneingeschränkt verurteilt, »wo auch immer sie geschehen sind, wann auch immer sie geschehen sind«. Man wolle einen Feminismus, der »palästinensische und israelische Frauen befreit, einen Feminismus mit Integrität, der inklusiv ist und sich zur Solidarität verpflichtet fühlt«. Dieser Feminismus verurteile Rassismus und Sexismus, aber auch den »Kolonialismus, Krieg, Besatzung, Apartheid, Völkermord, Landraub, Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe, ethnische Säuberung, kollektive Bestrafung, Hunger und den Einsatz von Bomben und tödlichen Mitteln wie weißen Phosphor«.

Bis zum Internationalen Frauentag am 8. März sind auch in Deutschland weitere Aktionen geplant, ebenso wie am 25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen.

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