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Aus: Ausgabe vom 16.02.2024, Seite 8 / Inland
Lateinamerikawoche

»Zeigten Verantwortung des Nordens für den Süden auf«

Nürnberg: Anfang des Jahres fand die 47. Lateinamerikawoche statt. Ein Gespräch mit Manfred Beck
Interview: Hendrik Pachinger
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Vortrag zum Wettlauf um Märkte und Ressourcen Lateinamerikas (Nürnberg, 23.1.2023)

Seit fast einem halben Jahrhundert findet in Nürnberg die Lateinamerikawoche (Lawo) statt. Die diesjährige wurde vom 20. bis 28. Januar in der Villa Leon ausgerichtet. Wie wird die Woche angenommen?

Die Zahlen sind relativ konstant, es kommen meistens um die 2.000 Menschen. In den letzten Jahren ist ein zunehmend jüngeres Publikum zu beobachten. Durch das Onlineangebot, das mittlerweile Standard ist, können noch mehr Menschen erreicht werden. Wir sind mit dem Zuspruch rundum zufrieden.

Wie kam es zu dem Projekt und wer organisiert es?

Sie nahm ihren Anfang in den 1970er Jahren, als nach 1968 in Europa die Diskussion der politischen Entwicklung Lateinamerikas aufkam. Überall gründeten sich Solidaritätsbewegungen für die von den Militärdiktaturen unterdrückten Menschen in den Ländern Lateinamerikas.

Von Anfang an war die evangelische Kirche, aber auch andere Initiativen und Einrichtungen, wie z.B. der Kulturladen Rothenburger Straße aktiv in der Latein­amerikasolidarität. Heute ist die Lawo als politisch-kulturelle Schwerpunktveranstaltung zu Lateinamerika bundesweit einmalig. Der Trägerkreis ist seit Jahren mit 15 bis 20 vorbereitenden Gruppen, Vereinen, Initiativen, Institutionen oder Einzelpersonen relativ konstant.

Einer der Schwerpunkte in diesem Jahr waren die parlamentarischen Wechsel in Südamerika. Welche Gäste wurden zu diesem Thema geladen?

Raul Zelik war vor kurzem in Kolumbien und konnte aktuelle Einblicke gewähren. Zum autoritären Zeitgeist, der in vielen Ländern, nicht nur in Lateinamerika, gerade überhandnimmt, berichteten Moritz Krawinkel und Mario Neumann von Medico International. Hier wurden Ursachen und Lösungen in den Mittelpunkt gestellt. Um die Zustände in Ecuador und Peru ging es in den Vorträgen der Rechtsanwälte César Bazán Seminario und Sonia Vera.

Bei den insgesamt 17 Veranstaltungen war reichlich geboten. Worüber konnten sich die Besucher freuen?

Die Lawo beschäftigte sich auch in der 47. Auflage mit aktuellen Entwicklungen in Lateinamerika. Sie beleuchtete Hintergründe, Lösungen und die internationale Solidarität. Wie immer wurde das Programm mit Ausstellungen und Konzerten abgerundet. Inhaltlich wurde ein gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Rundumschlag gemacht, der die Verantwortung und Folgen des Handelns des globalen Nordens für den globalen Süden aufzeigte. Bei einer Veranstaltung zu Julian Assange ging es um Pressefreiheit. Es wurden aber auch Formen der Selbstorganisation aufgezeigt und wie mit gesellschaftlichen Realitäten wie etwa der Kinderarbeit umgegangen werden kann: In Bolivien hat sich zum Beispiel eine Kindergewerkschaft organisiert. Besonders interessant war die Veranstaltung zu 50 Jahren Lateinamerikanachrichten, bei der ehrenamtliche Mitarbeitende vom Alltag in der Redaktion erzählten.

Doch nicht nur die Lawo blickt auf eine lange Tradition zurück. Auch die Lateinamerikafilmtage fanden vom 8. bis zum 13. Februar statt. Es wurden sechs Neuerscheinungen im Filmhaus gezeigt.

Filme gehörten schon immer zur Lawo. Am Anfang, also vor mehr als 36 Jahren, wurden im Rahmen des Abendprogramms der Woche immer wieder einzelne Filme, häufig Dokumentationen, gezeigt. Seit 2001 kooperieren wir dabei mit dem Filmhaus.

Wie werden mögliche Vorträge für die Woche ausgewählt und gibt es schon Ideen für 2025?

Der Trägerkreis trifft sich etwa ab März und plant das Programm für das folgende Jahr. Aufgrund der Zusammensetzung und den Kompetenzen der Teilnehmenden entsteht immer ein aktuelles, spannendes und relevantes Programm. Einige Punkte, wie die Gestaltung eines Vortrags durch die Medico-Gruppe und ein Thema im Hinblick auf Kuba sind gesetzt. Um die kulturellen Veranstaltungen kümmert sich der Kulturladen Villa Leon in Abstimmung mit dem Trägerkreis. Wir setzen natürlich auch inhaltliche Akzente. Die zahlreichen Veranstaltungen der vergangenen Jahre sind in unserer Mediathek dauerhaft abrufbar.

Manfred Beck ist Mitarbeiter des ­Kulturladens Villa Leon

lateinamerikawoche.de

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