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Aus: Ausgabe vom 10.02.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Arbeitskampf

Großstreik bei DHL UK

Beschäftigte des Paketriesen treten in 24tägigen Ausstand im Logistikzentrum am East Midlands Airport
Von Dieter Reinisch
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DHL Aviation UK hat am East Midlands Airport im Jahr 2001 ein großes Verteilzentrum eröffnet

In England hat ein großer Arbeitskampf bei DHL begonnen: Im Logistikzentrum am East Midlands Airport traten die Beschäftigten des deutschen Paketriesen am Freitag in den Ausstand. Um Punkt Mitternacht versammelten sich mehr als hundert Beschäftigte bei strömendem Regen vor dem Eingang des Flughafens und zeigten ein riesiges Transparent mit der Aufschrift »End low pay« (Schluss mit Niedriglöhnen).

Wie auf X verbreitete Videos zeigen, wurden Arbeiterlieder gesungen und jedes Mal, wenn ein Lastwagen durch das Werkstor fuhr, ertönten Sprechchöre. Die Gewerkschaft Unite bestätigte die kämpferische Stimmung in einer Mitteilung: »Die eisigen Temperaturen haben unsere Mitglieder nicht davon abgehalten, sich heute morgen energisch an den Streikposten zu beteiligen, nachdem sie um Mitternacht ihre Arbeitsplätze im Streit um die Bezahlung verlassen hatten.«

Unite hatte die Arbeitskampfmaßnahmen Ende Januar angekündigt. Die Situation spitzte sich daraufhin zu, da das Unternehmen nicht zu Verhandlungen bereit war. Am Donnerstag, kurz vor Streikbeginn, kündigte die Gewerkschaft daher an, den Ausstand zu verlängern. Ursprünglich war eine Streikdauer von zehn Tagen geplant, nun sollen es 24 Tage werden. Die Ausweitung des Arbeitskampfes sei darauf zurückzuführen, »dass DHL es versäumt hat, ein verbessertes Lohnangebot zur Beilegung des Streits vorzulegen«, erklärte Unite. Den Beschäftigten sei eine Lohnerhöhung von 9,8 Prozent angeboten worden, was deutlich unter der kumulierten Inflationsrate liege. Melanie Todner, Regionalbeauftragte von Unite, erklärte, die »mangelnde Verantwortung und Gesprächsbereitschaft von DHL Aviation« habe zu dieser Eskalation geführt. »Die Störungen, die unweigerlich folgen werden, gehen ausschließlich auf das Konto von DHL.«

Die Tochterfirma des ehemals staatlichen, deutschen Post-Konzerns hat am Flughafen im Jahr 2001 ein großes Verteilzentrum eröffnet, das als regionales Drehkreuz für die britischen Midlands dient. Zu dieser Region gehören Birmingham, die zweitgrößte Stadt Großbritanniens, sowie weitere wichtige Städte wie Derby, Nottingham und Leicester. Der Unite-Sekretär für die Region East Midlands, Paresh Patel, sagte am Freitag, DHL mache an diesem Standort einen Nettogewinn von 66 Millionen Pfund (77 Millionen Euro). »Und trotzdem hat der Konzern als Lohnerhöhung einen Hungerlohn angeboten. Unsere Mitglieder haben genug und sagen nein«.

Ein Sprecher von DHL Aviation UK kritisierte den Streik am Freitag gegenüber der Branchenplattform Air Cargo News: »Wir sind enttäuscht, dass Unite und ihre Mitglieder Arbeitskampfmaßnahmen an unserem Flughafen East Midlands ergreifen. Es gibt einen Notfallplan, um sicherzustellen, dass der Service für unsere Kunden aufrechterhalten wird.« Das DHL-Bodenpersonal am East Midlands Airport ist in der Regel mit Vorfeldaufgaben betraut, kümmert sich also um die Flugzeugabfertigung wie Reinigung, Betankung, Be- und Entladen von Paketen und unterstützt den Tower.

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