Im Land der Raketen: Bullenreiten in Houston, Texas

Mehr als 2,3 Millionen Menschen wohnen in Houston, Texas, am Golf von Mexiko, aber weit weg von der mexikanischen Grenze. In Houston wählte man zuletzt einen Demokraten, den Afroamerikaner Sylvester Turner, zum Bürgermeister. Houston gilt zudem als kalifornisierteste und neben Austin gleichsam zivilisierteste aller texanischen Städte. Man weiß sich hier nicht recht zu helfen angesichts des Grenzschutz und Migration betreffenden heiklen Konflikts, den Senator Gregory Abbott aktuell mit Joseph »Die Mumie« Bidens Bundesregierung austrägt. In Houston stehen beim Rodeo die Bullenwächter im Dress der US Border Patrol bereit und beschützen Latinos davor, von den Bullen zertrampelt zu werden.

Die Professional Bull Riders gastierten mit allen Viechern, Reitern, Züchtern und Helfern vergangenes Wochenende im Toyota Center, das sonst ein NBA-Team namens Houston Rockets beheimatet. Die »Raketen« spielten bis 1971 in San Diego, bis man sie, passenderweise, in die Stadt verkaufte, die weltweit als Symbol für das Raumfahrtprogramm der NASA steht.

Wie immer ging es erdig zu. Die Hufe scharrten, es spritzte der Sand. Caden Bunch, seines Zeichens süßer Cherokee, meldete sich nach einer langen Serie von tragischen Abwürfen in der Vorrunde mit einem kleinen Erfolg zurück. Der Bulle mit dem programmatischen Namen Don’t Come Easy genehmigte ihm keinen komfortablen Ritt, wofür dann eine Gesamtwertung, Reiter und Tier kombiniert, von 86,75 Punkten spricht. Dennoch hielt sich Bunch schlaksig kontrolliert auf dem elastischen Tier gültige acht Sekunden lang. Überraschend solide trat wiederholt der 18jährige Rookie Clay Guiton auf. Für den bekennenden Taylor-Swift-Fan in grüner Lederhose stand in den ersten beiden Runden alles auf Sieg, bis ihn in der Hauptrunde auf Smoke Stack nach knapp sieben Sekunden die Nerven verließen. Gesamtsieger wurde Wingson Henrique da Silva aus Brasilien, aktuell auf Platz neun der Tourwertung.

Man Hater, immer noch die Nummer eins der Bullen, bekam trotz einer Auszeit in dieser Woche große Komplimente von einem der wichtigsten Züchter aller Zeiten: J. W. Hart. Und obwohl man als Viehhändler über die Bullen der Konkurrenz eigentlich Diskretion bewahrt, es geht schließlich immer um Geld, ließ der gute Mann sich zu einem eindeutigen Statement hinreißen: »Ohne Zweifel, Man Hater ist im Moment der größte Bulle der Welt!« Red Demon, aktuell die Nummer sechs bei den Bullen, wird es gehört haben. Er warf den Großmeister João Ricardo Vieira in 2,63 Sekunden praktisch sofort vom Buckel. Der wiederum konnte nur noch verblüfft glotzen: 47 von 50 möglichen mächtigen Bullenpunkten für die tierische Hoffnung aus dem Stall von Rachel und Dustin Powell.

Ein kleiner PR-Stunt ist demnächst zu erwarten: Dana White, Besitzer der Kampfsportpromotion UFC, schaffte sich im vergangenen Jahr den Bullen Twisted Steel an. Donald »Cowboy« Cerrone, eine ehemalige Ringlegende, fordert nun seinen ehemaligen Boss heraus. Acht Sekunden auf dem Buckel von Twisted Steel und White muss für Wohltätigkeiten spenden. Cerrone, der sich schon von ganz anderen Biestern umhauen ließ, kennt keine Furcht vor dem Vierbeiner: »Er ist ein großer Junge. Breit gebaut. Aber er hat sanfte Augen.«