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Aus: Ausgabe vom 20.11.2023, Seite 1 / Titel
Palästina

Gaza ohne Zuflucht

Krieg in Nahost: Massaker bei israelischem Angriff auf Schule. Berichte über Gefangenenaustausch von Netanjahu zurückgewiesen
Von Gerrit Hoekman
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Auf der Flucht: Palästinenser verlassen Norden Gazas. Doch auch der Süden steht unter Beschuss (Gaza-Stadt, 18.11.2023)

Bei einem israelischen Luftangriff auf eine von der ­UN-Flüchtlingsorganisation UNRWA in Gaza betriebene Schule sind am Sonnabend laut der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA Dutzende Zivilisten getötet worden, die meisten Frauen und Kinder. In der Fakhura-Schule im Flüchtlingslager Dschabalija hatten Hunderte Familien Zuflucht gesucht, in der falschen Annahme, die israelischen Bomber würden eine UN-Einrichtung verschonen.

Die mutmaßlich weit mehr als einhundert Verletzten wurden in das Indonesische Krankenhaus im Norden des Küstenstreifens gebracht. Die meisten Kliniken in Gaza sind nicht mehr in Betrieb, auch die Indonesische Klinik ist an der Grenze ihrer Kapazität angelangt. Die israelische Tageszeitung Haaretz berichtete am Sonntag, die israelische Armee sei mit zwei Panzerdivisionen erstmals in das Lager Dschabalija und Stadtteile von Gaza-Stadt – Saitun, Rimal und Scheich Adschlin – eingedrungen.

Eine Delegation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) konnte am Samstag für eine Stunde das von der israelischen Armee gestürmte Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt inspizieren und nannte es eine »Todeszone«. Am Eingang des Krankenhauses gebe es ein Massengrab mit mehr als 80 Leichen. In den vergangenen zwei bis drei Tagen musste die medizinische Versorgung aufgrund der Belagerung weitgehend eingestellt werden. Derzeit befänden sich laut WAFA noch 25 Ärzte und Pfleger sowie 291 Patienten im Schifa-Krankenhaus. »Das Leid in Gaza erfordert eine sofortige und konkrete humanitäre Reaktion«, zitierte WAFA einen Sprecher der Delegation.

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Kein sicherer Ort, nirgends: Menschenmenge auf dem Weg in den Süden des Gazastreifens (17.11.2023)

Hamas-Kämpfer hätten sich unter die Patienten gemischt und unter dem Krankenhaus eine Kommandozentrale eingerichtet, rechtfertigte die israelische Armee ihren Angriff auf Al-Schifa. Sie präsentierte den Medien einen Schacht und militärische Ausrüstung, um ihre Behauptung zu untermauern. Der US-Sender CNN verglich Filmmaterial, das die israelische Armee am 15. November im Internet veröffentlicht hatte, mit dem, was später von den Medien publiziert wurde. Auf den Aufnahmen von BBC und Fox News seien mehr Waffen zu sehen als im Material der israelischen Armee, schloss CNN am Sonnabend. Das lege die Vermutung nahe, die Waffen seien nachträglich drapiert worden. Der Vorwurf, sie manipuliere die Medien, sei falsch, reagierte die Armee auf Nachfrage von CNN. »Wir agieren mit voller Transparenz und wahren gleichzeitig die Sicherheit und Einsatzbereitschaft unserer Truppen.«

Einem Bericht der Washington Post vom Samstag zufolge sollen Verhandlungen zwischen Katar, Israel, den USA und der Hamas über einen temporären Waffenstillstand weit fortgeschritten sein. Im Austausch für eine fünftägige Waffenpause wolle die Hamas demnach mindestens 50 der etwa 240 Geiseln freilassen, vor allem Frauen und Kinder. Die Washington Post beruft sich auf anonyme Quellen, die an den Verhandlungen beteiligt seien. Nach Informationen von Haaretz sollen auch 150 palästinensische Frauen und Minderjährige, die in israelischen Gefängnissen einsitzen, freigelassen werden.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu wies die Informationen jedoch als falsch zurück, berichtete die Infoseite Times of Israel am Sonntag. Bis jetzt gebe es keine Einigung. Anscheinend ist das Kabinett uneins, ob der Angriff in unverminderter Härte fortgeführt werden soll oder ob es wichtiger ist, die Geiseln zu retten.

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