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Aus: Ausgabe vom 17.11.2023, Seite 16 / Sport
Beim Fananwalt

Alle Jahre wieder

Von René Lau
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Alle Jahre wieder freuen wir uns auf das Weihnachtsfest, den eigenen Geburtstag und den Saisonbeginn des Herzensvereins. Tage werden gezählt, Kalenderblätter abgerissen. Leider denkt sich auch Team Blau jedes Jahr etwas Neues aus. Den ZIS-Jahresbericht zum Beispiel. ZIS steht für »Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze«, eine polizeiliche Behörde in Nordrhein-Westfalen. Es ist die zentrale Stelle, an der alle Daten bezüglich Fußball gespeichert werden, die aus Sicht der Polizei relevant sein können. Der Bericht gibt den Polizeigewerkschaften alljährlich die Gelegenheit, das alte Lied von der Überlastung der armen Polizei und der Gewalttätigkeit der bösen Fans anzustimmen.

Leider übernehmen so manche Innenpolitiker und Sportredaktionen die Darstellungen der Polizei, ohne sie zu hinterfragen. Der Bericht für die Saison 2022/2023 wurde diese Woche veröffentlicht, und beim Lesen merkt man: Der Teufel steckt mal wieder im Detail. So wundert es nicht, dass die Zahl der angeblich gewalttätigen Fans, die man in die Kategorie B oder C eingruppiert, wieder einmal gestiegen ist. Denn wann warum welcher Fan als »B« oder »C« eingestuft wird, bleibt das Geheimnis der Polizei. Auch die Einsatzstunden sollen erneut gestiegen sein. Auch das dürfte kaum verwundern, ist es doch allein die Polizei, die festlegt, wie viele Beamte bei einem Spiel eingesetzt werden. Mitspracherecht von Verband oder Verein? Fehlanzeige.

Wie man es mit der Rechtsstaatlichkeit hält, wird daran deutlich, dass die sinkende Zahl der Stadionverbote kritisiert wird. Diese werden allein von Verband oder Verein ausgesprochen, Team Blau ist dabei außen vor. Dass die Vereine mittlerweile – anders als früher – etwas genauer hinschauen, bevor sie einen Fan aussperren, passt der Polizei offenbar nicht.

Die Krone ist aber, dass es laut Bericht unter den durch polizeiliches Reizgas Verletzten nur Beamte und Unbeteiligte gibt, von den vermeintliche Störern wurde angeblich niemand verletzt. Eine absurde Behauptung, aber vielleicht mal ein Anlass, über den Einsatz von Reizgas im Stadion nachzudenken. Die UEFA hat ihn ohnehin verboten.

Alljährlich nervt dieser Bericht einfach nur. Solange es an Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Selbstkritik mangelt, kann ihn niemand ernst nehmen.

»Sport frei!« vom Fananwalt.

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