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Aus: Ausgabe vom 25.10.2023, Seite 1 / Ausland
Krieg gegen Gaza

Bombenkrieg tötet weiter

Höchste Zahl an Toten in Gaza innerhalb eines Tages. Israels Armee wartet auf Befehl
Von Ina Sembdner
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Gefunden und gerettet: Ein Kind wird am Dienstag in Khan Junis nach einem Luftangriff aus den Trümmern gezogen

Das Töten dauert unvermindert an: Am Dienstag meldeten die Behörden in Gaza, dass innerhalb von 24 Stunden mehr als 700 Palästinenser durch israelische Luftangriffe getötet wurden – die höchste Zahl seit Beginn des Bombenkriegs gegen die abgeriegelte Enklave. Insgesamt wurden 5.791 Palästinenser getötet, darunter 2.360 Kinder und Jugendliche, 800 Minderjährige werden vermisst. Ziel ist die Zerstörung der Hamas, die am 7. Oktober eine Offensive gegen Israel anführte, bei der 1.400 Menschen getötet wurden. Seither werden Versuche der Armee, in Gaza einzudringen, abgewehrt sowie gemeinsam mit dem »Islamischen Dschihad« beständig Raketensalven etwa auf Tel Aviv abgefeuert. Israels Militär sprach am Dienstag von Dutzenden getöteten Kämpfern, darunter Kommandeure.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu behauptete bei einem Besuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, Israel wolle »alles tun, um palästinensische Zivilisten aus der Gefahrenzone herauszuhalten«. Über Gaza abgeworfene Flugblätter versicherten: Das israelische Militär werde alles in seiner Macht Stehende tun, »um Ihre Sicherheit zu gewährleisten«. Bomben trafen jedoch unter anderem erneut Khan Junis im vermeintlich sicheren Süden Gazas. Laut Anwohnern traf eine israelische Rakete eine Tankstelle, an der sich Menschen versammelt hatten, um Wasserkanister zu füllen und Geräte aufzuladen. »Sie haben sie im Schlaf bombardiert«, zitierte Reuters Abdullah Abu Al-Mohammed Atta, der in der Nähe lebt. Armeesprecher Daniel Hagari kündigte im Hinblick auf die bevorstehende Bodenoffensive an, das Militär sei »bereit und entschlossen« und erwarte politische Anweisungen für die nächste Stufe des Krieges.

Während sich die humanitäre Situation stündlich verschlechtert, Krankenhäuser ihren Betrieb aufgeben müssen, kritisierte der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, die vom Westen forcierte »uneingeschränkte Solidarität« und fordert in einer Rede vor dem Schura-Rat des Golfstaats: »Es reicht. Israel sollte kein bedingungsloses grünes Licht und keine uneingeschränkte Genehmigung zum Töten erhalten.«

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  • Leserbrief von Roland Winkler aus Aue (25. Oktober 2023 um 14:44 Uhr)
    Wahrheiten zu finden ist oft schwer, weil sie hinter vielen Nebelwänden, Lügen, Verschwiegenem verborgen werden. Es gibt aber auch Zeiten wie die gegenwärtige, da liegen sie auf der Straße, müssen nur aufgehoben werden. Der Zusammenhang von Kapital – Krise – Krieg als unheilvolle Folge des Kapitalismus, das haben deutsche Generationen buchstäblich am eignem Leib erfahren, schmerzhaft gespürt. »Der Krieg ist ein besseres Geschäft als der Friede. Ich habe noch niemanden gekannt, der sich zur Stillung seiner Geldgier auf Erhaltung und Förderung des Friedens geworfen hätte«, schrieb Carl von Ossietzky 1931. Die Völker, die Verlierer aller Kriege, überall und immer sind dieser Wahrheit leicht zugänglich. Ein Blick auf Börsenkurse kann jetzt und heute klug machen.
    Eine heute wieder leicht erkennbare Wahrheit hat der Journalist Kromschröder am 10. August 2010 auf dem Bremer Marktplatz bei einer Kundgebung ausgesprochen: »Er (der Krieg) setzt missbrauchte Gefühle voraus, um den ökonomischen Zwang dahinter zu verbergen. Mit psychologischen Mitteln und Massenmanipulation wurde und wird in Krieg getrieben, um eigentlichen Hintergrund, die Interessen an Krieg zu vernebeln.«
    Warum sollte ein Volk mit wachsender Kritik an seinen Regierenden wie z.Z sich nicht dessen erinnern? Wenn während laufender Zerstörung und Zerbomben eines Landes wie der Ukraine die Regierenden die Folgegeschäfte nach dem Krieg aufzuteilen beginnen, wie gerade deutsche Wirtschaft mit Kanzler dabei sind, so dürfte es nachdenken lassen über die »Werte« die Krieg verfolgt.
    »Wenn Sie einmal sehen wollen, welcher Anstrengungen es tatsächlich bedarf, um die Wirtschaft aus einer Schuldenfalle zu befreien, dann betrachten sie das massive öffentliche Beschäftigungsprogramm, das die Große Depression beendete, besser bekannt unter dem Begriff Zweiter Weltkrieg.« (Paul Krugmann, US-Ökonom)
    Wieviele Milliarden Schulden, Kriegs- und Rüstungsprofite lassen nun schon an die Zeit danach denken, an die Bombengeschäfte auf zerbombten Land. Sind das alles so schwere Wahrheiten, die so viele wieder nicht sehen können oder wollen?
  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (24. Oktober 2023 um 20:53 Uhr)
    Es ist wirklich sehr bedauerlich, dass Israel nicht erkennt, dass eine Lösung nicht auf dem Schlachtfeld zu finden ist. Dort gibt es nur gegenseitiges Leid und Opfer auf beiden Seiten. Obwohl Israel militärisch siegen kann und wird, führt dies nicht zum erhofften Frieden, den sich sowohl die jüdischen als auch die palästinensischen Bewohner wünschen. Warum kann man nicht erwarten, dass diese Tatsache im 21. Jahrhundert von Regierungen anerkannt, akzeptiert und praktiziert wird?
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Rudi E. aus Langenhagen (24. Oktober 2023 um 20:06 Uhr)
    (…) Nur einige Kommentare mögen daran erinnern, wie die Zukunft der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen – und nicht nur dort – aufgrund der menschenverachtenden Bombardierung durch die IDF aussehen wird.
    a) Verteidigungsminister Yoav Gallant: »Ich habe eine vollständige Belagerung des Gazastreifens angeordnet. Es wird keinen Strom geben, keine Lebensmittel, keinen Treibstoff, alles ist geschlossen. Wir kämpfen gegen menschliche Tiere, und wir handeln entsprechend.«
    b) Premierminister Netanjahu erklärte: »Ich sage den Bewohnern des Gazastreifens: Verschwindet jetzt von dort, denn wir werden überall und mit aller Kraft handeln […]. Gaza ist die Stadt des Bösen, wir werden alle Orte, an denen sich die Hamas aufhält und versteckt, in Trümmer verwandeln.
    c) Der israelische Energie- und Wasserminister Yisrael Katz kündigte an, dass Israel die Stromlieferungen in den Gazastreifen einstellen wird, was einen weiteren Akt der kollektiven Bestrafung darstellt. Er fügte später hinzu: »Sie werden nicht einen Tropfen Wasser oder eine einzige Batterie erhalten, bis sie die Welt verlassen.« (…) d) Der israelische Minister Gideon Sa'ar sagte in einem Interview: »Der Gazastreifen muss am Ende des Krieges kleiner sein. Wer einen Krieg gegen Israel beginnt, muss Territorium verlieren.« (…)
    e) Der israelische Soldat Betzalel Taljah sagtei auf CNN: »Der Krieg richtet sich nicht nur gegen die Hamas, der Krieg richtet sich gegen alle Zivilisten.«
    Darf Berlin trotz aller Staatsraison für Israel hierzu schweigen?

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