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Aus: Ausgabe vom 09.10.2023, Seite 6 / Ausland
Nahostkonflikt

Hoffnung für Palästina

Libanon: Linke Widerstandsgruppen unterstützen Offensive gegen Israel
Von Dieter Reinisch
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Mitglieder der marxistischen Partei PFLP im Flüchtlingslager Bordsch Al-Baradschna (Beirut, 14.4.2023)

An der Operation »Al-Aksa-Flut« nehmen neben bewaffneten Einheiten der Hamas auch andere palästinensische Gruppen teil. Darunter sind die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) und die ebenfalls marxistische Demokratische Front zur Befreiung Palästinas (DFLP). Im Telefongespräch mit jW sagte Fuad Baker, Sprecher der DFLP in der libanesischen Hauptstadt Beirut und Mitglied ihres Auslandsbüros, am Sonnabend: »Wir haben die Zuversicht zurückgewonnen, dass wir die Kraft besitzen, die israelische Besatzung zu beenden und die Befreiung unserer Gefangenen aus israelischer Haft erreichen zu können.«

Die DFLP sei sich bewusst, dass die israelische Reaktion »hart« sein werde, aber »jetzt denken wir vor allem, dass die Befreiung der Gefangenen nähergerückt ist«, so Baker. Der Angriff richte sich auch an die Regierungen anderer Länder: »In letzter Zeit haben europäische und arabische Regierungen so getan, als ginge es vor allem um eine Verbesserung der ökonomischen Situation der Palästinenser.« Doch die am Sonnabend begonnene Offensive zeige der ganzen Welt, dass es um »nationale Rechte« gehe, erklärt Baker.

Der Angriff sei im Zusammenhang mit den wachsenden Spannungen in der Region zu sehen. Seit Monaten werden Gläubige an der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem schikaniert. Im Libanon würden die Spannungen wachsen, genauso wie in Syrien durch den Angriff auf eine Armeeschule. Baker kritisierte die israelisch-saudische Annäherung. Die Netanjahu-Regierung plane, Palästina auszulöschen, wie eine vom Premierminister auf der UN-Vollversammlung vorgezeigte Landkarte zeige. »Das alles hat zusammengespielt. Die rote Linie waren die Ereignisse in Jerusalem.« Daher habe der Widerstand beschlossen, zeitnah zum Jahrestag des Oktoberkriegs 1973 anzugreifen, erklärt Baker.

Kämpfer der DFLP beteiligten sich an der Offensive vom Gazastreifen aus. Bis Redaktionsschluss seien mit Siradsch Nasr, Luai Akl und Ismail Iskafi drei DFLP-Mitglieder in den Kämpfen gefallen. Nach Beginn der Angriffe sei in den palästinensischen Flüchtlingslagern im Libanon gefeiert worden, erzählt Baker: »Der Traum, irgendwann wieder zurückkehren zu können, wurde wiedergeweckt.« Obwohl es noch vor kurzem Spannungen und bewaffnete Zusammenstöße in den Lagern gegeben habe, seien die Palästinenser im Libanon nun wieder »geeint wie kaum zuvor«.

Am Sonntag gab es Raketenangriffe der schiitischen Hisbollah auf die israelisch besetzten Schebaa-Farmen im Süden des Landes. Bei einem früheren Besuch im Flüchtlingslager Bar Elias im Süden Beiruts erklärte ein Mitglied der DFLP-Leitung, das anonym bleiben will: »Wir haben uns wiederbewaffnet und sind nun selbständig in der Lage, unsere Lager zu verteidigen.« Ob es jedoch Angriffe vom Libanon aus auf Israel geben wird, entscheide die Hisbollah allein: »Wenn die Hisbollah sich entschließt, Israel anzugreifen, dann sind wir bereit und imstande, an ihrer Seite unseren Beitrag zu liefern«, so das DFLP-Führungsmitglied zu jW. Der Angriff habe »die Hoffnung aller Palästinenser wiederhergestellt«.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Reinhard W. aus Hamburg (9. Oktober 2023 um 17:51 Uhr)
    Einen Augenblick. Marxisten blubbern etwas, dass wirtschaftliche Entwicklung Scheiße ist und jetzt endlich eine »Nationale« Erhebung stattfindet? Im Gazastreifen, der überhaupt nicht besetzt ist? Der seit 15 Jahren von einer faschistoiden Terrororganisation regiert wird, die als allererstes Wahlen und Opposition abgeschafft hat? Ernsthaft jetzt? Das sind »linke« Kräfte?
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Gottfried W. aus Berlin (9. Oktober 2023 um 08:55 Uhr)
    Die Strategie des Westens, kolonisierte Gebiete mittels exzessiver Gewaltanwendung dauerhaft zu unterwerfen, geht nicht mehr auf. Gründe dafür dürften vielfältig sein, im Grunde aber auf eine Überdehnung der US-Militärmacht zurückzuführen sein. Die Fähigkeit der Russischen Föderation, der geballten Wucht in der Ukraine Stand zu halten, hat an vielen Orten neue Möglichkeiten aufgetan. Nicht nur Sahel zeigt Veränderungen in den Allianzen, pragmatisches Selbstbewusstsein, sondern generell weht ein neuer Wind. Besonders wichtig ist die Koalition autoritärer Organisationen mit marxistisch orientierten Strukturen, deren gemeinsames antikoloniales Interesse in gemeinsame strategische Bündnisse mündet. Das eröffnet neue Räume für interessierten Austausch. In Berlin ist die PFLP auf den Straßen sichtbar wie lange nicht mehr. Für mich verbindet sich Schrecken mit Hoffnung. Wer möchte sich diese Verhältnisse hier vorstellen? Sind wir davor gefeit, haben wir solche Verhältnisse vor uns? Die Rückeroberung der Territorien steht uns ja noch bevor. Jetzt muss Deutschland sich erst mal nackig machen, Alibi Zahlungen an Gaza oder Seenot rettende werden wohl eingestellt, Graubereiche bereinigt, grüne Lebenslügen weggewischt. Weitere Wohlstandsverluste sind wohl kaum noch zu vermeiden. Die Autoritären lallen ihre Straf Ankündigungen, mehr haben sie nicht drauf als den Schrecken. Nur weicht der am Ende einer Gewöhnung.

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