Tips für die Tombola
Von André Dahlmeyer
Einen wunderschönen guten Morgen! In Argentiniens Hauptstadt fand am Sonntag der 38. Internationale Buenos-Aires-Marathon statt. Zum zweiten Mal in Folge wurde die 42,195 Kilometer lange Strecke von den kenianischen Athleten dominiert. Cornelius Kibet Kiplagat war der erste Läufer, der die Ziellinie an der Kreuzung von Avenida Figueroa Alcorta und Dorrego mit einer Zeit von 2:08:29 überschritt. Eine sehr gute Zeit, aber zu langsam, um den Rennstreckenrekord seines heute knapp 35jährigen Landsmannes Evans Chebet zu unterbieten, den der dort 2019 aufgestellt hatte (2:05:00). Damals übrigens der erste große Sieg für ihn. Mittlerweile hat Chebet auch den New-York-Marathon (2022) und zweimal auf der traditionellen Bostoner Strecke (2022, 2023) gewinnen können.
Zurück nach Argentinien. Kiplagat teilte sich das Treppchen mit Paul Kipngetich Tanui (2:09:57) und Robert Ngeno (2:10:16). Zwei Argentinier schafften es unter die ersten zehn: der Patagonier (Provinz Chubut) David Prudencio Rodríguez wurde Achter, Miguel Héctor Maza aus der Provinz Jujuy Neunter. Bester südamerikanischer Langstreckenläufer war der Peruaner Daverso Ramos, der den siebten Platz belegte.
Für Argentinier ist die Teilnahme an solchen Wettbewerben keine Selbstverständlichkeit. So wie der Autor Geld braucht, um in Ruhe ein Buch schreiben zu können und zwischendurch etwas Futter einzuwerfen, benötigt der Marathonläufer Kohle, um sich dem guten alten Training widmen zu können. Der junge Jujeño Miguel Maza – ein Beispiel an Selbstüberwindung und Beharrlichkeit –, verwirklichte seinen Traum, beim schnellsten Marathon Lateinamerikas teilzunehmen, indem er eine »Rifa« (Tombola) organisierte, um das notwendige Geld zusammenzubekommen, das er wiederum zur Deckung seines rigorosen Trainingsprogramms benötigte, wie er dem Internetportal unjuradio.com miteilte: »Ich möchte mein Training verbessern, und meine Absicht ist, das eineinhalb Monate in der Altura (Höhe) in Tilcara und La Quiaca zu tun, wo ich mich nur aufs Trainieren, Essen, Trainieren und aufs Ausruhen konzentrieren will, deshalb die Tombola.« Der Plan ging auf. Die Solidarität der Argentinier ist Legende. Den vielen Loskäufern war es völlig schnuppe, was es zu gewinnen gab, sie nahmen einfach teil. Im Brotberuf verdingt sich Miguel Maza im Lieferservice.
Bei den Frauen gewann zum dritten Mal die Kenianerin Rodah Jepkorir Tanui, die ihren Titel aus dem Vorjahr verteidigte und mit 2:24:52 neuen Streckenrekord lief. Mit nun drei Titeln zog sie mit ihrer Landsfrau Lucy Karimy gleich, öfter, nämlich viermal, gewann zwischen 1999 und 2008 nur die Argentinierin Sandra Torres. Vier Sekunden hinter Tanui kam Sharon Jemutai Cherop (vor zehn Jahren gewann sie Bronze bei der WM in Südkorea und wurde Zweite beim Berlin-Marathon) ins Ziel, abgeschlagene Dritte wurde die Kenianerin Pamela Jepkosgei Rotich. Schnellste Argentinierin war auf Platz sieben María Luján Urruti.
Zum sechsten Mal seit 2012 gab es einen kenianischen Doppelerfolg. Die letzten argentinischen Sieger waren Mariano Mastromarino (2014) und Florencia Borelli (2021). Erstmals wurde die Rennstrecke dieses Jahr schneller gemacht, gelaufen wurde nur noch in der Ebene. Der Sieg im Halbmarathon im August mit rund 23.000 Teilnehmern ging an Kenia (Männer) und Äthiopien (Frauen).
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