Selenskij auf Betteltour
Von Mawuena Martens
Zusätzliche millionenschwere Unterstützung für den Krieg in der Ukraine, exklusive Treffen mit Größen der Tech- und Finanzindustrie sowie einflussreichen Politschwergewichten wie Henry Kissinger in dieser Woche: Trotzdem können diese auf den ersten Blick bedeutenden Gesten der Wichtigkeit der Ukraine in den USA nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich im Land von Kiews wichtigstem Verbündeten die Kritik häuft.
Zwar wurde ein neues US-Paket geschnürt, das Artilleriemunition und Geschosse zur Luftabwehr ebenso enthält wie international geächtete Streumunition. Wie die dpa am Freitag schreibt, sind laut Angaben des Pentagon Waffen und Ausrüstung im Wert von 128 Millionen Dollar aus Beständen des US-Militärs vorgesehen. Hinzu kommt demnach Kriegsmaterial im Wert von 197 Millionen US-Dollar, das bereits zuvor genehmigt worden war. Zudem soll über die Schaffung einer Plattform zum Einsammeln von Privatgeldern für den Wiederaufbau nach Kriegsende beraten worden sein.
Allerdings erhält Wolodimir Selenskij nicht wie erhofft die erbetenen Atacams-Raketen, die eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern haben. Auch regt sich bei den Republikanern der Widerstand gegen weitere Finanzzuschüsse an die Ukrainer. Im Kongress hat ihre Partei mittlerweile die Mehrheit und dürfte Vorhaben dieser Art blockieren. Die Ablehnung der Republikaner zeigt sich auch an der ungehaltenen Reaktion ihres Fraktionsführers im Repräsentantenhaus am Dienstag auf die Frage eines Journalisten. Wie die Neue Zürcher Zeitung am Freitag berichtete, soll Kevin McCarthy barsch geantwortet haben: »Wurde Selenskij in den Kongress gewählt? Ist er unser Präsident? Ich bin ihm zu nichts verpflichtet. Ich habe Fragen an ihn. Wo ist die Rechenschaft für das Geld, das wir bereits bezahlt haben? Was ist der Plan für einen Sieg?«
Am Freitag setzte Selenkij seine Tour zur Fütterung des Krieges mit weiterer westlicher Militärhilfe in Kanada fort. Gegen den Kriegskurs und für ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen sowie die Wiederaufnahme von Friedensgesprächen setzte sich hingegen der chinesische Vertreter in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung am Donnerstag in New York ein.
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Leserbrief von Rainer Kral aus Potsdam (23. September 2023 um 17:13 Uhr)Wenn es stimmt, was russische Medien berichten, nämlich dass an der Front von Saporoschje ein deutscher »Leopard«-Panzer mit deutscher Bundeswehrbesatzung zerstört wurde, dann war Selenskyjs Betteltour doch erfolgreich. Das wäre aber gleichzeitig ein Beleg dafür, dass die NATO nicht nur indirekt, sondern mit Soldaten aus der BRD direkt in den Krieg eingegriffen hätte. Eine weitere rote Linie, die nicht nur Russland, sondern bisher auch die NATO und deren Befehlsgeber in Washington gezogen hatten. Wie wird Russland reagieren, wenn sich dieser Verdacht bestätigen sollte?
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