3 Monate jW-digital für 18 Euro
Gegründet 1947 Freitag, 9. Juni 2023, Nr. 132
Die junge Welt wird von 2709 GenossInnen herausgegeben
3 Monate jW-digital für 18 Euro 3 Monate jW-digital für 18 Euro
3 Monate jW-digital für 18 Euro
Aus: Ausgabe vom 20.05.2023, Seite 8 (Beilage) / Wochenendbeilage

Gemüsezwiebeln mit Knoblauchscampi

Von Joachim Ringelnatz und Maxi Wunder

Die Themen Gewalt, Prostitution und Lustmord erlebten in der bildenden Kunst der Weimarer Zeit einen Boom. Heinrich Maria Davringhausen, Otto Dix, Karl Hubbuch, George Grosz und Rudolf Schlichter schufen die bekanntesten Darstellungen. Wirtschaftskrise und Kriegstraumata beförderten einen eklatanten Anstieg sexualisierter Gewalt gegen Frauen. Verbrechen wie die von Fritz Haarmann oder Peter Kürten inspirierten die Maler zu ihren verstörenden Werken. Joachim Ringelnatz näherte sich dem Grauen literarisch:

*

Sie stänkerte. Dennoch habe ich sie –

Weil sie käuflich war – gekauft.

Und habe, vielleicht aus Ironie,

Sie »Mucker« getauft.

*

Ich riss ihr gierig mit rauher Hand

Die einzelnen Kleider herunter,

Zunächst ein leichtes Flittergewand,

Dann anderen, gröberen Plunder.

*

Und Rock und Röckchen nach Röckchen fiel

Herab. Ich riss und zerfetzte

Mit Wolllust. Ich wollte – das war mein Ziel –

Das Nackte, das Wahre, das Letzte.

*

Doch immer, wenn ich das rosige Glück

Der Nacktheit zu schauen vermeinte,

Kam wieder noch irgendein Kleidungsstück.

Ich wütete weiter, ich weinte.

*

Doch als ich sie völlig enthemdet

Hatte, blieb nichts, restlos nichts.

Und in dieses Nichts bohrt befremdet

Der Stachel meines Gedichts.

*

Jedoch erübrigt sich jede

Kritik, jeder Kommentar,

Weil die, von der ich hier rede,

Eine Zwiebel war.

*

Die Zwiebel als Meisterin der Enttäuschung eines Freiers bzw. Vergewaltigers. Bei allem Respekt für Ringelnatz, aber bagatellisiert das Gedicht nicht weibliches Leid angesichts sexueller Gewalt? Und das auch noch in diesen Zeiten. Wir bagatellisieren zurück und empfehlen für die Füllung ausgehöhlter Zwiebeln zerhackte Schwänze:

Gemüsezwiebeln mit Knoblauchscampi

Vier große Gemüsezwiebeln schälen und ca. 15 min. in Salzwasser kochen. Herausholen, abtropfen lassen und aushöhlen. Das Ausgestochene zerkleinern und grob hacken. Sechs Scampischwänze schälen, in Würfel schneiden, salzen und pfeffern und in Olivenöl mit den gehackten Zwiebeln kross rösten. Die Pfanne vom Feuer nehmen. Zwei Schalotten fein hacken und einen EL entkernte schwarze Oliven fein würfeln. Beides andünsten, am Schluss eine gepresste Knoblauchzehe hinzugeben. Zwei bis drei in Würfel geschnittene Tomaten unterrühren, das Ganze vom Feuer nehmen und in eine Schüssel geben. Dahinein die gerösteten Zwiebel-Scampi-Würfel inklusive einem Bund gehackter glatter Petersilie geben, alles gut durchmischen, noch mal würzen und die Masse in die ausgehöhlten Zwiebeln füllen. Diese evtl. mit Brotbröseln bestreuen und mit je einer Butterflocke bestücken. Die gefüllten Zwiebeln kurz in den vorgeheizten Ofen (180°C) schieben. Mit Salatbeilage servieren. Dazu ein Rosé.

Onlineaktionsabo

Das Onlineaktionsabo der Tageszeitung junge Welt bietet alle Vorteile der gedruckten Ausgabe zum unschlagbaren Preis von 18 Euro für drei Monate. Das Abo endet automatisch, muss also nicht abbestellt werden. Jetzt Abo abschließen und gleich loslesen!

Startseite Probeabo