Bundesweite Streiks im Einzelhandel
Von Susanne Knütter
Ohne sie gibt es kein Geschäft. Das versuchen die Beschäftigten im Einzelhandel dieser Tage klarzumachen. So legten am Freitag vielerorts in Baden-Württemberg, in Frankfurt am Main und Kassel, Hamburg und in der Region Hannover Angestellte unter anderem von H & M, IKEA, Primark, Netto, Rewe, Zara, Kaufland und Galeria die Arbeit nieder. In Bayern und Nordrhein-Westfalen streikten sie bereits am Mittwoch. In Hamburg und bei IKEA im niedersächsischen Großburgwedel wird auch noch am Sonnabend der Einkauf behindert werden.
Grund sind die bisher erfolglosen Tarifverhandlungen für die fast drei Millionen Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel, die die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi derzeit regional mit den jeweiligen Unternehmerverbänden führt. Mit der Forderung von 2,50 Euro mehr pro Stunde bzw. mindestens 14 bis 15 Prozent wollen die Beschäftigten ihren Anteil an den steigenden Gewinnen der Händler und einen Inflationsausgleich durchsetzen. Auszubildende sollen monatlich 250 Euro mehr erhalten.
Der überwiegende Teil der Beschäftigten im Einzelhandel ist laut Verdi in die beiden unteren Entgeltgruppen einsortiert. Das bedeutet je nach Region, dass der Stundenlohn zwischen zwölf und 17,44 Euro brutto liegt. Damit drohe den mehrheitlich weiblichen Angestellten Altersarmut.
Die Unternehmerverbände bieten aber bislang nur zwischen fünf und 7,5 Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit von 24 Monaten (Verdi fordert zwölf Monate) und eine steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung von 1.000 Euro, die sich auf die Gehaltstabelle und Renten nicht auswirken würde.
»Die gestiegenen Preise für Lebensmittel und Energie wirken sich für die Kolleginnen und Kollegen viel stärker aus als für Menschen mit höheren Einkommen«, erklärte Verdi-Verhandlungsführerin und stellvertretende Landesbezirksleiterin Hamburg, Heike Lattekamp, am Freitag. »Sie brauchen jetzt nachhaltige und tabellenwirksame Entgelterhöhungen.«
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