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Aus: Ausgabe vom 10.05.2023, Seite 1 / Titel
Nahostkonflikt

Attentat in Gaza

Israels Armee tötet führende Vertreter des Palästinensischen Islamischen Dschihad. Sie waren auf dem Weg zu Verhandlungen in Ägypten
Von Gerrit Hoekman
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Gezielter Mordanschlag: Das von der israelischen Armee zerstörte Wohnhaus in Gaza (9.5.2023)

Mit Luftangriffen auf drei zivile Wohngebäude im Gazastreifen hat Israel in der Nacht zum Dienstag drei ranghohe Mitglieder des Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) getötet. Nach Angaben der palästinensischen Zeitung Al-Kuds Al-Arabi starben neben den drei PIJ-Mitgliedern zehn weitere Menschen. Darunter ein Zahnarzt mit russischem Pass, seine Frau und sein Sohn, wie Russlands diplomatische Vertretung in Ramallah laut Internetzeitung Times of Israel mitteilte. Die anderen Opfer, vier Frauen und drei Kinder, gehörten wohl zu den Familien der PIJ-Mitglieder.

»Wir wissen von einigen Kollateralschäden«, zitierte Reuters einen Sprecher der israelischen Armee. Nach Angaben des Militärs wurden auch militärische Einrichtungen des Dschihad und vermeintliche Anlagen für den Raketenbau und zur Produktion von Beton zerstört. An den »präzisen« Angriffen seien 40 Kampfjets beteiligt gewesen. Der israelische Sender Kan berichtete, Premierminister Benjamin Netanjahu habe Brett McGurk, dem Beauftragten der US-Regierung für den Mittleren Osten, bei einem Treffen am Montag einen Hinweis gegeben, dass eine militärische Aktion in Gaza bevorstehe.

Die getöteten PIJ-Funktionäre sind Dschihad Al-Ranam, Generalsekretär des Militärrats der Kuds-Brigaden, des bewaffneten Arms des PIJ, der Kommandeur Khalil Bahtini sowie der Sprecher des PIJ in Gaza, Tarik Ais Al-Din. Al-Kuds erfuhr aus angeblich gut informierten Quellen, dass die drei am Dienstag mit einer Delegation zu offiziellen Gesprächen nach Kairo reisen wollten. Nur um sich zu verabschieden, hätten sie sich nachts bei ihren Familien aufgehalten.

»Die Aggression gegen Gaza ist organisierter Staatsterrorismus und ein Versuch, die interne Krise zu exportieren, unter der die extremistische Regierung in Israel leidet«, verurteilte der palästinensische Ministerpräsident Mohammed Schtaja laut Agentur WAFA am Dienstag den Anschlag. Die Aggression sei »eine Umsetzung der Doktrin des Tötens und des Völkermords, zu der sich die Machthaber in Israel seit langem bekennen, in die Praxis«.

Der Islamische Dschihad kündigte noch am Dienstag Vergeltung an. »Das Bombardement wird mit einem Bombardement beantwortet werden und die Attacke mit einer Attacke«, zitierte Reuters einen Sprecher des PIJ. Auch die in Gaza herrschende Hamas und die marxistische Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) verurteilten den Mordanschlag.

Israels Verteidigungsminister Joaw Galant teilte den Bürgermeistern der Gemeinden in Südisrael unterdessen mit, sie sollten sich auf einen möglicherweise länger dauernden Konflikt vorbereiten, so die Internetzeitung Times of Israel. Die Regierung habe die Bevölkerung in der Grenzregion zum Gazastreifen aufgefordert, sich bis Donnerstag abend in der Nähe von Bunkern aufzuhalten, Schulen sollten geschlossen bleiben.

Nachdem das bekannte Dschihad-Mitglied Khader Adnan vergangene Woche in einem israelischen Gefängnis an den Folgen eines Hungerstreiks gestorben war, hatte der PIJ zunächst mehr als 100 Raketen auf Israel abgefeuert und dann nach Vermittlung unter anderem aus Ägypten einen Waffenstillstand ausgerufen. Offensichtlich hatte Israel aber kein Interesse an Deeskalation. Die Tageszeitung Haaretz berichtete am Dienstag, die Luftangriffe hätten eigentlich bereits vor einer Woche stattfinden sollen, doch die Dschihad-Mitglieder hätten sich versteckt und seien erst Montag abend wieder aufgetaucht.

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