Drohnenangriffe und Drohungen
Von Ina Sembdner
Russland hat am Freitag die Teilevakuierung von Gebieten nahe der Südfront in der Ukraine angeordnet. »In den vergangenen Tagen hat der Feind die Bombardierung von Ortschaften in unmittelbarer Nähe der Kontaktlinie verstärkt«, schrieb der Verwaltungschef der Region Saporischschja, Jewgeni Balizki, via Telegram. Familien mit Kindern und ältere Menschen sollten »vorübergehend« aus den von Russland gehaltenen Frontgebieten herausgebracht werden. Die Anordnung gilt auch für die Stadt Energodar, in der sich das Atomkraftwerk Saporischschja befindet.
Im Süden Russlands brach derweil erneut ein Feuer auf dem Gelände einer Ölraffinerie aus. Verletzt worden sei bei dem Vorfall unweit der Schwarzmeerhalbinsel Krim niemand, teilte der Zivilschutz am Freitag laut Agentur TASS mit. Unter Berufung auf Rettungskräfte vor Ort hieß es, das Feuer in der Siedlung Ilski, wo es bereits in der Nacht zum Donnerstag gebrannt hatte, sei erneut durch einen Drohnenangriff ausgelöst worden. Eine solche aus den eigenen Beständen schoss die ukrainische Flugabwehr am Donnerstag abend über der Hauptstadt Kiew ab. Militärs hätten die Kontrolle über das unbemannte Flugobjekt verloren, teilte die Luftwaffe mit. Um mögliche »unerwünschte Folgen« zu vermeiden, sei beschlossen worden, die Drohne vom türkischen Typ »Bayraktar« abzuschießen. »Es ist schade, aber so ist die Technik, und solche Fälle kommen vor«, hieß es in der auf Telegram verbreiteten Erklärung.
Im umkämpften Bachmut drohte der Chef der dort von Russland eingesetzten »Wagner«-Truppe an, seine Kämpfer in der kommenden Woche abzuziehen. »Ohne Munition werden meine Jungs keine unnötig hohen Verluste tragen. Darum ziehen wir uns ab dem 10. Mai 2023 aus der Ortschaft Bachmut zurück«, sagte Jewgeni Prigoschin in einem Freitag auf Telegram veröffentlichten Video. Von 45 Quadratkilometern sei bereits alles bis auf 2,5 Quadratkilometer erobert, erklärte er.
Der russische Außenminister drohte im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Drohnenangriff am Mittwoch auf den Kreml in Moskau mit Vergeltung. »Es war eindeutig ein feindlicher Akt, und es ist klar, dass die Kiewer Terroristen ihn nicht ohne das Wissen ihrer Herren begangen haben können«, sagte Sergej Lawrow auf einer Pressekonferenz in Indien. »Wir werden nicht mit Reden über ›casus belli‹ oder nicht, sondern mit konkreten Taten reagieren.«
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