Flieger bleiben am Boden
Von Jens Walter
Die Streikwelle an den Airports in der BRD geht weiter: Für diesen Montag hat die Gewerkschaft Verdi zu einem ganztägigen Ausstand am Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) aufgerufen. Der Flughafenbetreiber teilte mit, dass an dem Tag deshalb kein Passagierflugzeug vom BER abheben werde. Auch Ankünfte könnten betroffen sein, darüber entscheide die jeweilige Fluggesellschaft, teilte ein Flughafensprecher mit. Die Fluggäste seien aufgerufen, sich in den nächsten Tagen bei den Fluggesellschaften regelmäßig über ihre Reisen zu informieren. Die Arbeitsniederlegung der Beschäftigten im Luftsicherheitsbereich, in der Fluggastkontrolle und der Personal- und Warenkontrolle beginnt nach Angaben von Verdi um 3.30 Uhr am Morgen und endet um Mitternacht.
Bereits am Donnerstag und Freitag bestreikte die Gewerkschaft die Flughäfen in Düsseldorf, Hamburg und Köln/Bonn sowie am Freitag zusätzlich auch die Flughäfen Stuttgart und Karlsruhe/Baden-Baden (Baden-Airport). Die Warnstreiks führten zu zahlreichen Flugausfällen. Am Baden-Airport wurde auch am Sonnabend noch gestreikt.
Verdi will nun eigenen Angaben nach bei Verhandlungen für die Beschäftigten im Luftsicherheitsbereich, in der Fluggastkontrolle, in der Personal- und Warenkontrolle und in Servicebereichen den Druck auf die Gegenseite erhöhen. Die Gewerkschaft verhandelt seit geraumer Zeit mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) über Zuschläge für Nacht-, Sonnabend-, Sonntags- und Feiertagsarbeit sowie über Regelungen zur Entlohnung von Überstunden für die Sicherheits- und Servicekräfte. Das bisherige Angebot des BDLS sei unzureichend und nicht einigungsfähig, da es für Arbeit an Sonnabenden und Sonntagen keine Verbesserungen bringe, für Arbeit in der Nacht erst ab 22 Uhr und nicht ab 20 Uhr Zuschläge gebe und der Zuschlag nicht auf 25 Prozent angehoben werden solle, teilte Verdi am Wochenende mit. Für Mehrarbeit und Überstunden wolle die Kapitalseite für Voll- und Teilzeitbeschäftigte auch künftig faktisch keine Zuschläge zahlen.
»Wir fordern den BDLS noch einmal nachdrücklich auf, am 27. und 28. April ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen und nicht weiter auf Zeit zu spielen, sonst drohen weitere Streiks im Luftverkehr im Mai und an Pfingsten«, teilte Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper mit.
Der Flughafenverband ADV appellierte an die Tarifpartner, eine Übereinkunft am Verhandlungstisch zu suchen. »Ein ganztägiger Streik, der den Hauptstadtflughafen vom internationalen Luftverkehr abkoppelt, hat längst nichts mehr mit einem Warnstreik zu tun«, hieß es in einer Mitteilung des Verbands. Die betroffenen Passagiere hätten aufgrund der kurzfristigen Ankündigung kaum eine Chance, »sich Reisealternativen zu suchen«.
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