Klebreis und Kesselgulasch
Von Maxi WunderEs ist nicht so schlimm gekommen wie vermutet. Irene hat den Milchreis wider Erwarten probiert, den ich ihr als Retourkutsche für die zu uns abgeschobenen Hundewelpen vor die Tür gestellt hatte. Sein »zartes Zitronenaroma« habe sie neugierig gemacht, berichtet sie, und nach ein paar Tagen und vier Joints hat sie die Welpen wieder abgeholt. »Mein Zorn ist verraucht, ich verzeihe euch!« Die Mutter des wuscheligen Nachwuchses, ihre Afghanenhündin Marlene, habe ihre Jungen ohnehin schon überall gesucht. Was von mir als Rache gedacht war, kam demnach als Versöhnungsangebot an. So unterschiedlich wird Milchreis wahrgenommen. Unserem Dackel Molotow, Vater der Welpen, hat Irene ein wöchentliches Besuchsrecht eingeräumt, das er gerne wahrnimmt, weil er nach wie vor in Marlene verliebt ist.
»Und? Fahrt ihr nach Berlin zur Abstimmung?« will Irene wissen. Wir sitzen auf ihrem Sofa, während Töffi resigniert am Boden liegt. Marlene interessiert sich nicht mehr für ihn, sie ist jetzt ganz Mutter. »Du meinst den Volksentscheid am 26. März zur Verschärfung des Klimaschutzgesetzes?« fragt Rossi nach. »Wir sind nicht mehr in Berlin gemeldet. Außerdem dient der nur zur Beruhigung der Last-generation-Jugend, damit die sich nicht weiter radikalisiert. Das ist, als ob man zu RAF-Zeiten einen Volksentscheid über die Abschaffung des Kapitalismus gemacht hätte – reine Verarsche.«
In der Tat wird öffentlich darüber diskutiert, ob die »Letzte Generation« die freiheitlich-demokratische Grundordnung gefährde. Einige FDPler meinen: ja. Zum Beispiel der FDP-Bundestagsfraktionsdingsda Manuel Höferlin. Bei Demonstrationen höre man auch antikapitalistische Sprüche, sagt er. Au weia! Höferlin vermutet daher eine Unterwanderung der Bewegung durch Linksextreme. Alarm! Jetzt muss das Bundesamt für Verfassungsschutz prüfen, ob es gucken soll. Na, dann! Indes winkt der Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang ab. Er hält die »Letzte Generation« nicht für gegen den Staat gerichtet, sondern meint, die Bewegung respektiere den Staat, weil sie ihn zum Handeln auffordere. Das, Herr Haldenwang, hatte die RAF allerdings auch getan – nur ohne Kleber.
Hier ein Thai-Snack für die letzte Generation (vegan):
Khao Niao Mamuang
400 g Klebreis waschen, dann über Nacht in Wasser ziehen lassen. Am nächsten Tag dämpfen. 200 g Kokoscreme mit 125 g Zucker und zwei TL Salz aufkochen. Den Klebreis zur Soße geben, alles vermengen und eindicken lassen. Mangos schneiden und zusammen mit dem Reis anrichten.
Und zum Trost für alte weiße Männer:
Schweinegulasch nach Hausfrauenart
Gesalzene und gepfefferte Schweinewürfel in Schmalz anbraten und beiseitestellen. In demselben Fett dieselbe Menge Zwiebeln anrösten. Das Fleisch wieder zu den Zwiebeln geben. Tomatenmark, Paprika, Kümmel und zerkleinerten Knoblauch hinzufügen. Umrühren und eine Minute lang anbraten. Mit Wasser bedecken und eine knappe Stunde lang langsam köcheln lassen. Mit etwas Mehl bestäuben und unter dem Deckel ohne Rühren 15 Minuten weiterköcheln lassen. Dazu Salzkartoffeln.
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