junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Gegründet 1947 Montag, 27. März 2023, Nr. 73
Die junge Welt wird von 2701 GenossInnen herausgegeben
junge Welt: Jetzt am Kiosk! junge Welt: Jetzt am Kiosk!
junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Aus: Ausgabe vom 18.03.2023, Seite 5 / Inland
Tarifauseinandersetzung

400 Euro mehr – in zwei Jahren

Tarifabschluss bei den rheinisch-westfälischen Brauereien: Erhöhung gestückelt, 27 Monate Laufzeit
Von David Bieber
imago0239202029h.jpg
»Kurve bekommen«: NGG-Sekretärin Ina Korte-Grimberg am Dienstag bei DAB in Dortmund auf Brauereipferd Addo

Für einen Teil der Brauereien in Nordrhein-Westfalen (NRW) liegt ein Tarifabschluss vor. Das bestätigte Isabell Mura, stellvertretende Landesbezirksvorsitzende der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG), auf jW-Anfrage am Freitag. Für eine Laufzeit von 27 Monaten bis März 2025 gibt es bei den rheinisch-westfälischen Brauereien »430 Euro tabellenwirksam mehr Lohn« plus 3.000 Euro Inflationsprämie. Beides werde allerdings gestückelt gezahlt, in drei Schritten. Ab 1. April 2023 erhalten die bis zu 2.000 Beschäftigten, für die verhandelt wurde, monatlich 180 Euro mehr, ab 1. Februar 2024 noch mal 150 Euro und ab 1. Dezember 2024 weitere 100 Euro.

In einem zweiten Tarifgebiet, bei den sieger- und sauerländischen Brauereien, sind die nächsten Verhandlungen für den 28. April geplant, so Mura. Von einem ähnlichen Ergebnis ist auszugehen. »Es waren anstrengende Verhandlungen, die kurz vor dem Scheitern standen. Wir haben aber die Kurve bekommen. Mit dem Abschluss sind wir zufrieden«, sagte Mura, nur mit der Laufzeit zeigte sie sich nicht ganz glücklich.

Die NGG hatte 430 Euro mehr pro Monat gefordert, 150 Euro für Auszubildende, »egal, ob für den Brauer, die Lebensmitteltechnikerin oder für den Lagerarbeiter im Fasskeller«, meinte NGG-Geschäftsführer Dortmund, Torsten Gebehart. Auf der Gegenseite saßen am Verhandlungstisch Michael Hollmann, Geschäftsführer der Bolten-Brauerei mit Sitz in Korschenbroich, sowie Heinz Linden, Geschäftsführer des Brauereiverbandes NRW.

Die Streikbereitschaft war hoch. Am Mittwoch traten die Beschäftigten der Duisburger König-Brauerei zum zweiten Mal binnen drei Wochen in den Ausstand, es gab Streiks bei der DAB-Brauerei in Dortmund, bei Reissdorf in Köln, bei Stauder in Essen oder bei Diebels im niederrheinischen Issum. Nach Angaben des NRW-Landesverbandes der NGG gab es 104 Streikstunden.

Im Duisburger Stadtteil Beeck, wo König-Pilsener gebraut wird, sagte der Betriebsratsvorsitzende der König-Brauerei, Rudolf Sickau, am Freitag im Gespräch mit jW: »Wir haben das Beste für uns herausgeholt. Unsere Streiks waren effektiv.« Die in Deutschland ansässigen Brauereien und Bierlager haben ihren Absatz 2022 um 2,7 Prozent gesteigert. 7,2 Milliarden Liter, rund 82,5 Prozent des Gesamtabsatzes, entfielen auf den Inlandsverbrauch. Das sind vier Prozent mehr als 2021.

Die Bitburger-Braugruppe, zu der die König-Brauerei seit 2004 gehört, konnte beim Absatz um rund elf Prozent zulegen, erklärte am Donnerstag aber auf jW-Anfrage: »Absatzzahlen sind im Kontext der laufenden Tarifrunde aus unserer Sicht die falsche Kennzahl, da sie nicht die dramatisch veränderte Kostenstruktur in den Brauereien widerspiegeln.«

Drei Wochen kostenlos lesen

Wir sollten uns mal kennenlernen: Die Tageszeitung junge Welt berichtet anders als die meisten Medien. Sie bezieht eine aufklärerische Position ohne Besserwisserei und wirkt durch Argumente, Qualität, Unterhaltsamkeit und Biss.

Testen Sie jetzt die junge Welt drei Wochen lang (im europäischen Ausland zwei Wochen) kostenlos. Danach ist Schluss, das Probeabo endet automatisch.

Ähnliche:

  • In der Nacht zu Sonnabend hatten Beschäftigte bereits erste Warn...
    31.10.2022

    Schlechter Scherz

    Kapitalseite in dritter Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie ohne ernstzunehmendes Angebot. Beschäftigte antworten bundesweit mit Warnstreiks
  • Beschäftigte der sechs NRW-Unikliniken hatten mit einem elfwöchi...
    26.07.2022

    »Ohne den Streik hätten wir gar nichts«

    NRW: Der erkämpfte Tarifvertrag Entlastung an Unikliniken berücksichtigt nicht alle Arbeitsbereiche gleichermaßen. Ein Gespräch mit Thomas Zmrzly
  • Erfolgreich gekämpft: Klinikbeschäftigte streiken für einen Tari...
    21.07.2022

    »Es ist vollbracht«

    Verdi und Unikliniken in Nordrhein-Westfalen einigen sich auf Tarifvertrag Entlastung. Umsetzung ab Anfang kommenden Jahres

Regio:

Drei Wochen lang gratis gedruckte junge Welt lesen: Das Probeabo endet automatisch, muss nicht abbestellt werden.