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Aus: Ausgabe vom 27.01.2023, Seite 8 / Ansichten

Safariexperten des Tages: Auswärtiges Amt

Von Christian Selz
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Auswärtiges Amt in Berlin

Deutsche Behörden – so witzig wie ein Kampfpanzer. Am Dienstag versuchte sich das Auswärtige Amt darin und erlebte eine Art Twitter-Stalingrad. Auf ihrem englischsprachigen Kanal wollte die Berliner Bastion werte­geleiteter Außenpolitik eigentlich über die Dienstreise des russischen Außenministers Sergej Lawrow nach Südafrika, Eswatini und ­Angola (im Tweet der Einfachheit halber: »Afrika«) spotten. Kann ja nicht angehen, dass da jeder einfach so hinreisen darf. Schließlich war Annalena »Wir führen einen Krieg gegen Russland« Baerbock gerade erst zur Afrikanischen Union nach Addis Abeba geflogen, um den weltfremden Afrikanern Nachhilfe in Geopolitik zu geben. Wichtigste Lektion: Wenn ihr hungert, dann ist immer Putin schuld – egal, wer hier welche Sanktionen verhängt hat.

Im Auswärtigen Amt schien sich nun jedoch eine Fachkraft erinnert zu haben, dass dieses »Afrika« noch mehr zu bieten hat als Hunger und Elend – nämlich wilde Tiere. Das führte zu dem genialen Kalauer, dass Lawrow (als fieser Schurke natürlich ohne Sinn für die Schönheiten der Natur) nicht auf dem Kontinent sei, »um Leoparden zu sehen«. Ihren so geistreichen wie der Situation angemessenen Beitrag garnierte die Behörde dann auch noch stilecht mit einem Emoji der Raubkatze. Bombenwitz, wegen Kampfpanzern und so, ­verstehste? Nur die Spaßbremsen in Afrika wollten mal wieder nicht mitlachen. Die Sprecherin des AU-Kommissionsvorsitzenden Moussa Faki, Ebba Kalondo, fragte auf Twitter gar zurück, ob Baerbock auch nur zum Bestaunen von Tieren in Äthiopien war, oder ob »der afrikanische Kontinent, seine Menschen und seine Tierwelt nur ein Witz für sie« seien. Nun ja, wo der Leopard der natürliche Begleiter des Marders ist, da wird dem Elefanten im Porzellanladen ein Gezwitscher schnell zum Bärendienst.

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