Russland rückt vor
Von Ina Sembdner
Während Kiew und seine Verbündeten um die Lieferung von Kampfpanzern feilschen, rückt Russland offenbar weiter in der Ukraine vor. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte am Freitag die Einnahme des Dorfes Klischtschijiwka in der Nähe der heftig umkämpften Stadt Bachmut in der Oblast Donezk. Dies sei mit Hilfe der Luftwaffe gelungen. Zuvor hatten Einheiten der »Volksrepublik« Donezk erklärt, Klischtschijiwka sei unter russischer Kontrolle. Der Ort liegt rund neun Kilometer südlich von Bachmut. Vergangene Woche meldete Russland die Einnahme der Kleinstadt Soledar nordöstlich von Bachmut. Das russische Verteidigungsministerium verkündete zudem die »Befreiung« des Dorfes Lobkowe in der südlichen Region Saporischschja. In diese Richtung habe »die Intensität der militärischen Aktivitäten stark zugenommen«, erklärte auch Wladimir Rogow, Vertreter der Verwaltung Saporischschjas im Messengerdienst Telegram. »Wenn wir die Frontlinie anschauen, gibt es im Moment überall Kämpfe«, sagte er laut der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti. In den vergangenen Monaten war der Frontverlauf relativ unverändert geblieben.
Der Bundesnachrichtendienst (BND) zeigt sich unterdessen laut Spiegel wegen hoher Verluste der ukrainischen Armee beim Kampf um Bachmut alarmiert. Der Auslandsnachrichtendienst habe diese Woche Sicherheitspolitiker des Bundestags in einer geheimen Sitzung darüber informiert, dass die ukrainische Armee bei Kämpfen derzeit täglich eine dreistellige Zahl an Soldaten verliere, berichtete das Magazin am Freitag. Der BND erklärte den Abgeordneten demzufolge auch, dass Russland derzeit Soldaten wie Kanonenfutter nach vorn werfe, um zu mutmaßen, dass hohe Verluste bei den eigenen Streitkräften in der Kriegstaktik der Russen offenbar keine Rolle spielen.
Des weiteren berichtete ein »Insider, der anonym bleiben möchte«, gegenüber Reuters von einem Treffen des CIA-Direktors William Burns mit Präsident Wolodimir Selenskij sowie ukrainischen Geheimdienstmitarbeitern. Burns soll in Kiew über seine Erwartungen bezüglich der bevorstehenden militärischen Pläne Russlands informiert wie auch die anhaltende Unterstützung der USA für die Ukraine bekräftigt haben. Laut Washington Post habe das Treffen bereits Ende vergangener Woche stattgefunden.
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Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (22. Januar 2023 um 14:35 Uhr)Der Bundesnachrichtendienst ist einem Bericht des Spiegels zufolge alarmiert über die Verluste der ukrainischen Armee in der ostukrainischen Stadt Soledar und Bachmut. Die ukrainische Armee verliere im Kampf gegen die russischen Truppen in dieser Schlacht täglich eine dreistellige Zahl von Soldaten, berichtet das Nachrichtenmagazin unter Berufung auf ihm vorliegende Informationen. Die Einnahme von Bachmut, das schon die zweite Verteidigungslinie ist, die durch die Russen durchbrochen wurde, hätte erhebliche Folgen, da das russische Militär einen offenen, fast beliebigen Vormarsch in offenes Land ermöglichen würde.
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Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude, Russland (20. Januar 2023 um 23:50 Uhr)»Der BND erklärte den Abgeordneten demzufolge auch, dass Russland derzeit Soldaten wie Kanonenfutter nach vorn werfe, um zu mutmaßen, dass hohe Verluste bei den eigenen Streitkräften in der Kriegstaktik der Russen offenbar keine Rolle spielen.« Na das glauben wir ja dann sofort wie auch die täglichen Meldungen: »Aus britischen Geheimdienstkreisen verlautet …« Wenn der BND eine solch zuverlässige Nachrichtenagentur ist, dann scheint ihm entgangen zu sein, dass Soledar fast ausschließlich mit Truppen der privat finanzierten Gruppe »Wagner« eingenommen wurde, also mit hochgradig erfahrenen Berufssoldaten, die vorher wussten, was sie unterschreiben. Nicht ohne Grund wollen die USA (die »selbstverständlich« im Irak »nie« Privatarmeen eingesetzt haben, um ihre eigenen Berufssoldaten zu schützen), jetzt unmittelbar nach dem Durchbruch in Soledar die Gruppe »Wagner« zur internationalen Verbrecheroranisation erklären. Deren Chef Prigoschin: »Na endlich! Jetzt sind wir mit den USA Kollegen«. Mehr als die Hälfte der im September eingezogenen russischen Wehrpflichtigen ist immer noch nicht eingesetzt, während die Ukraine auf Straßen, Höfen und an Bushaltestellen auf dem Weg zur Arbeit jedem Mann, den sie kriegen können, einen Einberufungsbefehl in die Tasche steckt. In Polen gibt es jetzt Vorschläge, auch mit ukrainischen Flüchtlingen so zu verfahren. Der BND will einen Gleichstand bei den personellen Verlusten beider Seiten suggerieren, während westliche Miltärs ein Verhältnis von 1:7 zu Ungunsten der Ukraine schätzen. Durch Behauptungen, dass Russland keine Raketen oder keine Leute mehr hätte, soll der Eindruck erweckt werden, dass es Zweck hat, die Ukraine verstärkt zu unterstützen. Sonst würde sich die deutsche Bevölkerung nämlich an alte Erfahrungen des Volkssturms erinnern.
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