Luftbrücke gefordert
Von Ina Sembdner
Noch immer befinden sich rund 120.000 Menschen in der international nicht anerkannten Republik Arzach (Berg-Karabach) am Rande einer humanitären Krise. Seit dem 12. Dezember ist der sogenannte Latschin-Korridor von aserbaidschanischer Seite blockiert – die einzige Verbindung zwischen der Exklave und dem armenischen Kernland. Vorgebliche Umweltaktivisten halten die Straße besetzt und prangern »Ökoterrorismus« in Arzach an, der durch den »illegalen« Betrieb der örtlichen Minen verursacht werde.
Aus der Hauptstadt Stepanakert hieß es am Donnerstag, dass begrenzte Mengen bestimmter Produkte aus staatlichen Reserven an die Bevölkerung gingen, um den Grundbedarf zu decken. Es fehlten sowohl Nahrungsmittel als auch Medikamente und Babywindeln. Der Sprecher der Nationalversammlung, Artur Tovmasjan, forderte gleichentags die Präsidenten Russlands, der USA und Frankreichs – Kovorsitzende der von der OSZE 1992 eingerichteten Minsk-Gruppe für die Vermittlung zwischen Aserbaidschan und Armenien – auf, Baku dazu zu bewegen, die Blockade aufzugeben oder eine Luftbrücke zwischen Arzach und Armenien einzurichten. »Die Menschen in Arzach, die mit einer noch nie dagewesenen humanitären Katastrophe konfrontiert sind, brauchen nicht nur gezielte Erklärungen, sondern meines Erachtens auch wirksame und deutliche Schritte in diese Richtung«, betonte Tovmasjan. Auch die weltweit größte humanitäre Organisation für die Räumung von Landminen, HALO Trust, die nach eigenen Angaben rund 100 lokale Mitarbeiter in Arzach hat, äußerte sich am Donnerstag besorgt über die anhaltende Blockade.
Den seit dem aserbaidschanischen Angriffskrieg 2020 entlang des Latschin-Korridors stationierten russischen Friedenstruppen, wurde zuletzt vorgeworfen, nicht ausreichend gegen die Blockade vorzugehen. Dem widersprach am Donnerstag der arzachische Staatsminister Ruben Vardanjan: Die 2.000 Soldaten verfügten nur über sehr eingeschränkte Rechte, und »sie tun das Beste, was sie in dieser Situation tun können«.
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