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Aus: Ausgabe vom 09.01.2023, Seite 2 / Ausland
Kämpfe im Donbass

Waffenruhe auch offiziell vorbei

Wieder Angriffe auf Energieinfrastruktur in der Ukraine und den »Volksrepubliken«. Tote und Verletzte
Von Reinhard Lauterbach
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Das Sujewka-Wärmekraftwerk am Sonntag, nach einem Raketenangriff der ukrainischen Streitkräfte

Nach dem Auslaufen der von Russland über das orthodoxe Weihnachtsfest ausgerufenen Waffenruhe haben beide Seiten die Kämpfe wieder aufgenommen. Die Ukraine berichtete über die Beschädigung eines Wärmekraftwerks an ungenannter Stelle im Land. Die »Volksrepubliken« Donezk und Lugansk meldeten den Beschuss eines Kohlekraftwerks in Starobeschewsk, bei dem eine Frau getötet und mehrere weitere Personen verletzt worden seien. Aus der Lugansker Republik wurde über die Explosion einer Gashauptleitung berichtet, die allerdings nur Sachschaden angerichtet habe.

Kiew hatte von Anfang an abgelehnt, auf das Angebot einer Weihnachtswaffenruhe einzugehen. Nachdem auch über die orthodoxen Feiertage Raketen in der Ukraine eingeschlagen waren, erklärte Präsident Wolodimir Selenskij, die Entwicklung zeige, dass man Russland nicht trauen könne. Moskau hatte eingeräumt, ukrainischen Beschuss auf seine Stellungen bei der Stadt Bachmut erwidert zu haben.

Zur Lage um Bachmut gibt es zwei interessante Äußerungen. Der Chef der russischen Söldnertruppe »Wagner«, Jewgeni Prigoschin, schrieb auf Twitter, die Stadt sei extrem schwer zu erobern, weil es dort und im benachbarten Soledar wegen des seit Jahrhunderten betriebenen Salzabbaus umfangreichen Tunnelsysteme gebe. Die Tunnel seien groß genug, um dorthin sogar Militärfahrzeuge zu verlegen. US-Beamte hatten zuvor spekuliert, Prigoschin wolle Bachmut und Umgebung zu seinem eigenen ökonomischen Profit erobern, um sich die Salz- und Gipsvorkommen dort anzueignen.

Das zweite Statement kam von der ukrainischen Vizeverteidigungsministerin Anna Maljar. Sie erklärte am Sonntag im staatlichen Kiewer Fernsehen, die Lage um Bachmut sei für die ukrainische Seite »sehr kompliziert«. Ein Großteil der dort eingesetzten Soldaten seien Wehrpflichtige und Reservisten, und diese sähen sich durch die militärischen Realitäten »enormen moralischen und physischen Herausforderungen ausgesetzt«. Die ukrainische Gesellschaft müsse »erwachsen genug« sein, um dies zu verstehen. Inzwischen schreiben auch westliche Geheimdienste von schweren ukrainischen Verlusten in der Schlacht von Bachmut.

Eine andere bemerkenswerte Erklärung gab der ukrainische Ministerpräsident Denis Schmigal ab. Er sagte der südkoranischen Nachrichtenagentur Yonhap, Russland habe in der Ukraine »das größte Minenfeld der Welt« mit einer Gesamtfläche von 250.000 Quadratkilometern angelegt. Die genannte Fläche ist mehr als doppelt so groß wie die ukrainischen Territorien – einschließlich der Krim und der Donbass-Republiken –, die Russland derzeit besetzt hält. Auch im Sommer hatte Russland niemals die doppelte Fläche seiner jetzigen Eroberungen besetzt gehalten. Da Minenfelder generell eher ein Mittel der Verteidigung als des Angriffs sind, deutet Schmigals Äußerung, wenn an ihr irgend etwas dran sein soll, eher auf die Ukraine als Urheber der umfangreichen Verminung großer Landesteile hin.

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