junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Gegründet 1947 Sa. / So., 25. / 26. März 2023, Nr. 72
Die junge Welt wird von 2701 GenossInnen herausgegeben
junge Welt: Jetzt am Kiosk! junge Welt: Jetzt am Kiosk!
junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Aus: Ausgabe vom 07.01.2023, Seite 7 / Ausland
Westsahara-Konflikt

Erpressung unter Freunden

Marokko: Druck auf Israel wegen Westsahara
Von Jörg Tiedjen
Generalinspekteur_de_75196298.jpg
Der israelische Generalstabschef Avi Kochavi (l.) begrüßt den marokkanischen Generalinspekteur Belkhir Farouk in Tel Aviv (13.9.2022)

Was nützen einem Freunde, wenn sie einen in der Not alleinlassen? Marokkos Regierung ist unglücklich über ihren Verbündeten Israel, wie die US-Nachrichtenseite Axios am Mittwoch meldete. Demnach will Rabat erst dann eine Botschaft in Tel Aviv eröffnen, wenn Israel anerkennt, dass die Westsahara marokkanisches Territorium ist. Das haben israelische Regierungsvertreter bei Besuchen in Rabat zwar längst getan. Allerdings wurden die entsprechenden Erklärungen vom Außenministerium sogleich widerrufen.

Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit hatte US-Präsident Donald Trump im Dezember 2020 einen seiner »Deals« eingefädelt: Per Erlass erklärte er die Zugehörigkeit der Westsahara zu Marokko und nannte einen von Rabat vorgestellten »Autonomieplan« die »einzige Lösung« für den Konflikt um die alte spanische Kolonie. Im Gegenzug verpflichtete sich das Königreich, den von Trump initiierten »Abraham-Verträgen« beizutreten und seine Beziehungen zu Israel zu normalisieren. Das beinhaltete die wechselseitige Eröffnung von Verbindungsbüros. Dabei sollte es aber nicht bleiben. Im Januar 2021 sagte König Mohammed VI. dem zwischenzeitlich abgewählten Premierminister Benjamin Netanjahu zu, das Büro zu einer Botschaft auszuweiten.

Nun wird die Erfüllung des Versprechens an die Bedingung geknüpft, dass Israel sich zuerst hinter die völkerrechtswidrige Westsahara-Besetzung stellt. Laut Axios sehen Vertreter des israelischen Außenministeriums dahinter innenpolitische Gründe. Denn die Annäherung an Israel ist unter der marokkanischen Bevölkerung alles andere als beliebt. Diese befindet sich wirtschaftlich ohnehin am Rande der Verzweiflung. Um den ewigen Konflikt mit der Westsahara-Befreiungsfront Polisario, der kurz vor dem infamen Trump-Deal wieder zum Krieg eskaliert war, zu eigenen Gunsten zu entscheiden, ist daher jede Hilfe gefragt. Laut Axios darf Marokko darauf hoffen, dass die neue israelische Regierung seinem Drängen nachgibt, zumal Netanjahu angekündigt hat, dem Königreich alsbald einen Besuch abzustatten.

Drei Wochen kostenlos lesen

Wir sollten uns mal kennenlernen: Die Tageszeitung junge Welt berichtet anders als die meisten Medien. Sie bezieht eine aufklärerische Position ohne Besserwisserei und wirkt durch Argumente, Qualität, Unterhaltsamkeit und Biss.

Testen Sie jetzt die junge Welt drei Wochen lang (im europäischen Ausland zwei Wochen) kostenlos. Danach ist Schluss, das Probeabo endet automatisch.

Mehr aus: Ausland

Drei Wochen lang gratis gedruckte junge Welt lesen: Das Probeabo endet automatisch, muss nicht abbestellt werden.