Trauerfeier und Demo für erschossenen Jugendlichen

Dortmund. In Dortmund haben am Freitag Hunderte Menschen bei einer Trauerfeier um den Anfang der Woche von der Polizei erschossenen 16jährigen Mouhamed Dramé getrauert.
»Der Sachverhalt muss aufgeklärt werden«, forderte Ahmad Aweimer, der Sprecher des Rates der muslimischen Gemeinde in Dortmund, stellte aber klar: »Wir verbieten uns jede Schuldzuweisung.« Laut Aweimer wird noch versucht, Kontakt zu Angehörigen herzustellen. Falls diese es wünschten, würde die Leiche in den Senegal überführt, ansonsten soll der Jugendliche kommende Woche in Dortmund beerdigt werden. Aweimer sagte am Rande der Trauerfeier, die Stimmung in seiner Gemeinde sei erschüttert. Bei manchen Immigranten rufe der Polizeieinsatz vielleicht Erinnerung an Diskriminierungen hervor, die sie selbst erfahren hätten. Manche fragten sich, ob die Polizei genauso gehandelt hätte, wenn der Jugendliche weiß gewesen wäre.
»Ich spüre, dass man aufgewühlt ist«, sagte Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) bei der Trauerfeier in der Abu-Bakr-Moschee mit Blick auf die Stimmung in der Stadt. Er betonte, dass der Rechtsstaat alles tue, um aufzuklären. Man dürfe andere nicht verurteilen in einer Sache, bei der man noch nicht genau wisse, was passiert sei.
Im Anschluss an die Trauerfeier zogen antirassistische Gruppen und Mitglieder der afrikanischen Community mit einer Demonstration durch die Stadt. Bilder des Getöteten wurden hochgehalten und Parolen wie »No Justice, no Peace» gerufen . Mouhamed Dramé, der als unbegleiteter Minderjähriger aus Senegal geflohen war und erst seit kurzem in Dortmund lebte, war am Montag von einem Polizisten mit fünf Schuss aus einer Maschinenpistole erschossen worden, nachdem er angeblich Beamte mit einem Messer angegriffen haben soll. Die Polizei war von Betreuern des Jugendlichen gerufen worden, da er angeblich suizidale Absichten gehabt habe. (dpa/jW)
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