Zum Sieg gezittert
Von André Dahlmeyer
Schon früh am Sonnabend färbte sich die Welt um das Estadio Alfonso López von Bucaramanga gelb, blau und rot. Ein perfektes Ambiente für das wichtigste Spiel in der Geschichte des kolumbianischen Frauenfußballs. Gegner im Finale der neunten Copa América war Titelverteidiger Brasilien. Beide Teams hatten bis dahin alle Spiele gewonnen. Die Tribünen des Fußballtempels der Bumangueses füllten sich bis auf die letzte Sitzschale, ganze Familien in den Trikots des Tricolor hatten den Eintritt berappt, um das Team von Nelson Abadía zum ersten Copa-Titel zu jubeln.
Als die argentinische Unparteiische María Laura Fortunato das Spiel anpfiff, wurden die Cafeteras von ihrem Publikum getragen und begegneten dem siebenmaligen Copa-Gewinner von Anbeginn auf Augenhöhe. Vor allem in der Mitte des Platzes glänzten beide Elfen durch wüstes Hauen und Stechen.
Auf der linken Seite lieferten sich Adriana und Daniela Caracas emsige Duelle. Caracas spielte überraschend für die großartige Mónica Ramos als Rechtsverteidigerin. Kolumbien setzte auf die Kreativität von Leicy Santos und die Antrittsschnelligkeit des 17jährigen Balljuwels Linda Caicedo. Ein durch Rädelsführerin Caicedo initiierter Konter brachte die Canarinha in Bedrängnis. Dann klatschte Brasuca-Torfrau Lorena einen geschlenzten Freistoß von Catalina Usme über die Latte. Brasilien enttäuschte, hing von den individuellen Abenteuern Adrianas ab, die nach einer halben Stunde beinahe Catalina Pérez im Kasten der Cafeteras mit einem Mitteldistanzschuss überraschte.
Wenn es schlecht läuft, hilft nur Gottvertrauen, darin sind auch die Brasucas eins a. Linksverteidigerin Manuela Vargas brachte Debinha, mit 1,57 Meter die Kleinste auf dem Platz, im Sanktionsraum zu Fall, und die Neun tauschte den Penal in ihren fünften Turniertreffer um. Totenstille im Stadion. In der Folge schob Brasilien die Bälle quer, die schwedische Trainerin Pia Sundhage stellte das Mittelfeld mit der Einwechslung von Luana weiter zu. Warum nicht gleich Landminen? Dennoch warf Kolumbien noch mal alles nach vorne – es nutzte nix.
Brasilien gewann die Copa zum achten Mal. Es ist indes das erste Mal, dass die Frauen-Copa der Amerikas eine Trainerin gewinnt. Die Canarinha kassierte kein einziges Tor, gewann alle Spiele. Die argentinischen Frauen qualifizierten sich mit einem 3:1 gegen Paraguay im Spiel um Platz drei ebenfalls für die Australien/Neuseeland-WM im kommenden Jahr. Torschützenkönigin wurde die Gaucha Yamila Rodríguez (Posadas/Misiones) mit sechs Einlochungen.
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