Lebensschützer des Tages: Günter Krings
Von Annuschka Eckhardt
Günter Krings, rechtspolitischer Sprecher der CDU/CSU Bundestagsfraktion ist der jungen Welt, dem Verlag 8. Mai und ihren Genossinnen und Genossen wohlbekannt. Als Hüter der Verfassung beschützt er die Bundesbürger vor der »linksextremen Gruppierung«, die sich selbst Redaktion und Verlag einer Tageszeitung nennt, und befürwortet, dass die junge Welt als einzige Tageszeitung regelmäßig im sogenannten Verfassungsschutzbericht erwähnt wird. Im Auftrag des Innenministeriums hat er vor einem Jahr ein Gutachten verfasst, das im Großen und Ganzen besagt, Marxismus sei illegal. Nun hat er etwas neues Schützenswertes gefunden. Sozusagen den Heiligen Geist der konservativen Familienpolitik: das ungeborene Leben.
In einer Pressekonferenz zum Paragraphen 219 a StGB mit dem irreführenden Titel »Interessen der Frauen stärken, Schutz des ungeborenen Kindes beibehalten« zeigen die Christdemokraten, wie fest sie an der Nabelschnur eines repressiven Frauenbildes hängen. In dem vorgestellten Antrag fordert die Unionsfraktion die Bundesregierung dazu auf, das Verbot von »Werbung« für den Abbruch der Schwangerschaft zu erhalten. Als »wichtiger Bestandteil des Lebensschutzkonzeptes« soll der Paragraph »einer Kommerzialisierung und gesellschaftlichen Normalisierung des Schwangerschaftsabbruchs entgegenwirken«. Immerhin gibt es Zugeständnisse: Beratungsstellen sollen Infomaterial »auch zu Schwangerschaftsabbrüchen« an ungewollt Schwangere aushändigen dürfen. Doch durch den engen Geburtskanal der Abstimmung wird es die Initiative wohl nicht schaffen. Die Antragssteller saugen zu fest am Nippel der Reaktion, zu groß die Angst, »den Schwangerschaftsabbruch anderen medizinischen Leistungen gleichzustellen und ihn damit zu banalisieren«. Günter Krings wird wohl demnächst im Wochenbett mit postnataler Depression landen: Bald ist Paragraph 219 a Geschichte.
Drei Wochen kostenlos lesen
Die Tageszeitung junge Welt stört die Herrschenden bei der Verbreitung ihrer Propaganda. Sie bezieht eine aufklärerische Position ohne Besserwisserei und wirkt durch Argumente, Qualität, Unterhaltsamkeit und Biss.
Überprüfen Sie es jetzt und testen die junge Welt drei Wochen lang (im europäischen Ausland zwei Wochen) kostenlos. Danach ist Schluss, das Probeabo endet automatisch.
Mehr aus: Ansichten
-
Erpressbar gemacht
vom 12.05.2022