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Aus: Ausgabe vom 07.03.2022, Seite 10 / Feuilleton
Oper

Frisch weht der Wind

Der Regisseur des diesjährigen Bayreuther »Tristan«, Roland Schwab, hat das Konzept für seine Inszenierung in nur vier Wochen erarbeitet. Erst Ende Dezember 2021 habe die Festspielleitung ihm den Auftrag für die Neuproduktion gegeben, sagte er der Deutschen Presseagentur. Nur einen Monat später habe er sein Konzept bereits abgegeben, damit mit dem Bau des Bühnenbildes begonnen werden konnte. »Eine sehr pragmatische Idee in unwägbaren Zeiten«, sagte Schwab. »Es war crash-mäßig, aber das liebe ich. Ich funktioniere als Regisseur so, dass ich in kurzer Zeit Konzepte entwickeln kann – und manchmal sind die nicht schlechter, als wenn man drei Jahre Zeit hat. Bei viel Zeit hat man ja auch viel Zeit für Zweifel.« Er spricht von einem »guten Adrenalinschub« und »positivem Stress«. »Die Zeit hat wirklich gedrängt.« Als die Festspiele in der vergangenen Woche ihren Spielplan für dieses Jahr veröffentlichten, hatten sie eine Überraschung parat: Neben dem von 2020 verschobenen neuen »Ring des Nibelungen« von Regisseur Valentin Schwarz wird es auch noch eine neue Interpretation von »Tristan und Isolde« geben. Zwei Neuproduktionen in einem Jahr, das hat es nach Angaben von Festspiel-Sprecher Hubertus Herrmann bislang erst einmal gegeben.

Im Jahr 1981 gab es eine Neuinszenierung der »Meistersinger von Nürnberg« und zusätzlich ebenfalls einen neuen »Tristan«. Der Grund war damals, dass die Festspiele eine neue »Ring«-Inszenierung erst für 1983 angesetzt hatten, um genug Abstand zu Patrice Chéreaus »Jahrhundertring« von 1976 zu haben. In den Jahren, in denen das vierteilige Mammutwerk nicht gespielt wurde, brauchten die Festspiele aber mindestens fünf Richard-Wagner-Opern, um den Spielplan zu füllen. Darum gab es 1981 zwei Premieren. (dpa/jW)