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Aus: Ausgabe vom 17.02.2022, Seite 11 / Feuilleton
Jazz

Genie moderner Musik

Er komponierte die Hymnen und sorgte für seltsame Anekdoten. Er war zunächst der erratische Außenseiter, dann das musikalische Rückgrat des modernen Jazz: Thelonius Monk.

In der enzyklopädischen Monk-Biographie des Historikers Robin D. G. Kelley »Thelonious Monk: The Life and Times of an American Original« (2009) heißt es über die entscheidenden Jahre: »So gut wie jedes Feuilleton kratzte durch das Jahr 1947 hindurch etwas über den heißesten Musiktrend zusammen – Bebop. Das war noch ein gutes halbes Jahr, bevor die Debatten über die neue Musik wirklich heiß wurden. Es kam zu erbitterten Schlachten. Bebop war entweder großartig oder grässlich. Niemand war in der Lage, den Begriff musikalisch zu definieren, aber das war nicht so wichtig. (…) In den Jazzkriegen wurden Bird (Charlie Parker) und Diz (Dizzie Gillespie) zu den neuen Helden bzw. Antihelden, je nach Standpunkt. Und in so gut wie jedem Interview, das die beiden gaben, erwähnten sie Thelonious Monk. Monk hatte die neuen harmonischen Entwicklungen gemeistert. Er gehörte zu den Pionieren der Sessions in Minton’s Playhouse (der Club in dem Bebop »erfunden« wurde). Plötzlich wirkte Monk wie eine 1940er-Version von Buddy Bolden (mythologische Gründerfigur im New Orleans der Jahrhundertwende), eine Übergangsfigur, mit der alles begann und die dann verschwand. Für den Kritiker Bill Gottlieb war er ›der George Washington des Bebop‹«.

Natürlich wurde Thelonius Monk dann alles andere als vergessen. Im Laufe der 50er und 60er Jahre wurde er immer berühmter. Zeugnisse der Gründungsperiode sind die beiden Alben auf Blue Note »Genius of Modern Music Vol. 1 & 2«. Thelonius Monk verstarb 65jährig vor genau 40 Jahren am 17.2.1982. (aha)

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