BRD: Mehr als eine Million Sterbefälle 2021

Wiesbaden. Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkriegs sind in Deutschland mehr als eine Million Menschen in einem Jahr gestorben. Einer Hochrechnung des Statistischen Bundesamt (Destatis) zufolge starben im vergangenen Jahr 1,017 Millionen Menschen. Über eine Million Todesfälle hatte es auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik nur 1946 gegeben.
Bereits 2020 war der Anstieg im Vergleich zum letzten Vorpandemiejahr 2019 stärker als zu erwarten – plus fünf Prozent. »Ausgehend von 2019 wäre für 2021 eine Sterbefallzahl von 960.000 bis 980.000 erwartbar gewesen, also ein Anstieg um zwei bis vier Prozent. Tatsächlich ist sie von 2019 auf 2021 um acht Prozent gestiegen«, stellte das Statistikamt fest.
Es lohnt sich, einen Blick auf einzelne Monate zu werfen. Im Dezember 2021 starben in Deutschland nach einer Sonderauswertung der vorläufigen Sterbefallzahlen 100.291 Menschen. Das waren 22 Prozent mehr als im Mittel der Dezembermonate der Jahre 2017 bis 2020. Im Januar 2021 – während der zweiten Corona-Welle – lagen die Sterbefallzahlen sogar 25 Prozent über dem Mittel. Tim Friede, Leiter des Instituts für Medizinische Statistik der Universitätsmedizin Göttingen, erkennt an den Grafiken eindeutig, dass die Ausschläge der Sterbefallzahlen parallel zu den Wellen der Coronapandemie verlaufen. »Man sieht auch einen Zuwachs über die Pandemiejahre hinweg – und der ist höher, als sich durch die Alterung der Bevölkerung erklären lässt.«
Im Februar und März 2021 starben dann aber weniger Menschen als im Schnitt der Vorjahre. Eine Ursache: Es gab neben Covid-19 kaum andere Atemwegserkrankungen. Die Grippewelle, die sich sonst immer deutlich in den Sterbefallzahlen abbildet, fiel 2021 quasi aus. Blickt man auf die Grafiken mit Grippewellen, zeigt sich für Friede, dass in den beiden Coronajahren die Spitzenwerte bei den wöchentlichen Todesfallzahlen nicht höher waren als in Jahren mit starken Grippewellen. Im April und Mai 2021 lagen die Zahlen wieder leicht über dem Schnitt.
»Im Juni fielen die erhöhten Sterbefallzahlen mit einer Hitzewelle zusammen«, berichtete Destatis. Im Juli und August bewegten sich die Zahlen wieder um den Meridian. Ab September ging die Kurve aber nach oben, im November mit einem Plus von 21 Prozent. Laut Statistischem Bundesamt »erklärten die gemeldeten Covid-19-Todesfälle die erhöhten Sterbefallzahlen nur zum Teil«: Die Sterbefallzahlen stiegen stärker als die Zahl der beim Robert-Koch-Institut gemeldeten Todesfälle. (dpa/jW)
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