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Aus: Ausgabe vom 12.10.2021, Seite 11 / Feuilleton
Literatur

Mit Flachmann vor Notre-Dame

Die Coronalockdowns haben aus Sicht des österreichischen Literaturnobelpreisträgers Peter Handke die Einsamkeit der Alten dramatisch gesteigert. »Mir kommt alles so falsch vor. Man sieht fast nur noch die Jungen unterwegs, und es gibt unendlich vereinsamte Alte«, sagte der in Frankreich lebende Schriftsteller dem Wiener Kurier (Sonntag). »Wenn ich daran denke, wie man die Leute im Altersheim hat sterben lassen! Für mich müsste man die Verantwortlichen vor das Völkergericht stellen.« Er selbst habe für mehr Bewegungsfreiheit von seinem Verlag einen »Schwindelzettel« bekommen. Darauf habe gestanden, er sei nachts unterwegs, um ein großes Werk zu schreiben.

Als er »mit meinem Flachmann allein vor der Fassade von Notre-Dame« gesessen habe, habe dieser Zettel bei einem Polizisten tatsächlich genutzt. Nicht hingegen, als er in Chaville im Departement Hauts-de-Seine, wo der 78jährige lebt, auf der Straße entlang ging: »Auf der anderen Straßenseite fängt das Departement Yvelines an. Ich ging dort, da kam ein Polizeiwagen: ›Ist Ihnen bewusst, dass Sie das andere Departement in Gefahr bringen?‹ Ich dachte, der Polizist macht einen Witz. Zwei Wochen später bekam ich den Strafbescheid«, so Handke. (dpa/jW)

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