Nichts für Infarktkandidaten!
Von André Dahlmeyer
Einen wunderschönen guten Morgen! Als am Sonntag abend die Partie des vorletzten Spieltags der 64. brasilianischen Meisterschaft zwischen dem Goiás EC und Red Bull Bragantino mit einer Nullnummer endete, war Goiás damit abgestiegen und waren alle Entscheidungen des auch Brasileirão genannten Campeonats gefallen – bis auf zwei: Wer Meister wird und wer Torschützenkönig, das wird sich erst am Donnerstag entscheiden.
Die Aufsteiger in die höchste brasilianische Klasse standen schon länger fest. Chapecoense (Bundesstaat Santa Catarina) kehrt in die Série A zurück, begleitet von América Mineiro (Minas Gerais), Juventude (Rio Grande do Sul) sowie dem 2001 gegründeten (2006– 2009 ohne Fußballabteilung) Cuiabá EC (Mato Grosso), der damit der westlichste Erstligaklub Brasiliens wird.
Nach einer wahren Horrorsaison mit nur vier Siegen aus 36 Spielen war schon länger klar, dass der zweimalige Meister Botafogo de Futebol e Regatas aus Rio de Janeiro zum dritten Mal in seiner Vereinsgeschichte (nach 2003 und 2015) in die Série B absteigen würde. Kein Klub hat in Brasilien so viele Nationalspieler und WM-Kicker hervorgebracht wie der »Fogão«, darunter den besten Rechtsaußen aller Zeiten, Garrincha.
Jüngst wurde das Schicksal des Coritiba Football Club (Bundesstaat Paraná) besiegelte: Man stieg zum sechsten Mal ab. 2011 kam der Meister von 1985 ins Guinness-Buch, weil ihm als erstem Verein der Welt 24 Siege hintereinander glückten. Der Rekord hielt bis 2015. Das letzte Idol der Fans war der derzeit vereinslose Ex-Münchner Rafinha. Die Coritiba Crocodiles, das American-Football-Team des Klubs, ist heuer populärer als die Fußballer. Und erfolgreicher. Die Aufsteiger Red Bull Bragantino (São Paulo) und Atlético Goianiense qualifizierten sich für die Copa Sudamericana. Aufsteiger Sport Recife (Pernambuco) hat diese Chance noch.
Der EC Bahia obsiegte im Nordostklassiker beim Fortaleza EC (Ceará), der die letzte halbe Stunde in Unterzahl kickte, mit 4:0. Rodriguinho, Bahias Zehner, gelang dabei ein Hattrick. Vasco da Gama spielte in São Paulo bei Corinthians nur 0:0. Ein Resultat mit multiplen Folgen. Corinthians verspielte damit die Qualifikation für die Copa Libertadores. Fortaleza, Bahia und Sport Recife sicherte es die Klasse. Und der Traditionsverein aus Rio, Vasco da Gama, ruhmreicher Exklub von Romário und Bebeto, viermaliger Meister und Libertadores-Gewinner von 1998, steigt zum vierten Mal nach 2008, 2013 und 2015 ab. Vasco da Gama war einst der erste Klub in Brasilien, der schwarze und arme weiße Spieler in seine Reihen aufnahm und so den Anfang vom Ende der vorherrschenden Aristokratie dieser Sportart einleitete.
Da Titelverteidiger Flamengo im Maracanã das »Endspiel« gegen S. C. Internacional (Porto Alegre) nach Toren von Arrascaeta (29’) und Gabigol (63’) noch drehte (Edenílson hatte die Gäste in der zwölften Minute per Strafstoß in Führung gebracht), müssen beide morgen nachsitzen. Der »Fla« (jetzt zwei Punkte Vorsprung) beim São Paulo FC, Inter empfängt Corinthians. Wenn Flamengo Remis spielt und Inter gewinnt, sind die aus Porto Alegre Meister, weil beide dann 21 Siege auf dem Konto haben und somit die Tordifferenz entscheidet – Inter ist fünf Tore besser.
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vom 24.02.2021