Mehr Homeoffice gefordert

In der Debatte um mehr Homeoffice im Kampf gegen die Coronapandemie verschärft der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, den Ton und wirft einzelnen Geschäftsführungen ein altmodisches Verhalten vor. »Fakt ist, dass viele Unternehmen und Verwaltungen auch dort, wo es gut möglich wäre, kein Homeoffice anbieten. Offenbar liegt dies an einem antiquierten Führungs- und Kontrollverhalten«, sagte Hoffmann der Rheinischen Post (Mittwochausgabe).
In der Debatte war zuletzt der Druck auf die Kapitalverbände gestiegen. Ein Problem ist Hoffmann zufolge auch die mangelnde technische Ausstattung. Dies müsse sich schnell und langfristig ändern. Zwar gebe es derzeit eine akute Ausnahmesituation. »Anderseits müssen wir jetzt die Regeln für die Arbeit der Zukunft neu austarieren«, so der DGB-Chef.
Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf erwiderte und sagte gleichentags der Neuen Osnabrücker Zeitung: Es gebe viele Tätigkeiten, die man nicht im Homeoffice erledigen könne. Auch viele Dienstleistungen seien an den Arbeitsplatz gebunden. »Ein für alle Beschäftigten gleichermaßen geltendes Recht auf Homeoffice sei nicht möglich«, behauptete Wolf.
Hoffmann überzeugt das nicht. Er sprach sich erneut für einen Rechtsanspruch der Beschäftigen auf Homeoffice aus. »Das muss verbindlich durchsetzbar werden. Arbeitgeber sollten sich erklären müssen, wenn sie sich gegen mehr Flexibilität im Sinne der Beschäftigten sperren. Hierfür muss es gewichtige Gründe geben«, sagte er. »Wir brauchen einen klar geregelten Rechtsanspruch.« Daneben forderte Hoffmann ein Mitbestimmungsrecht für Betriebsräte zur Einführung und Umsetzung von mobiler und Heimarbeit. Die Ausstattung müsse durch den Unternehmer gewährleistet und der Arbeitsschutz gestärkt werden.
Für mehr Homeoffice in allen Berufszweigen plädiert auch die Bildungsgewerkschaft GEW, um die Situation in Kitas und Schulen zu entspannen sowie das Infektionsrisiko für Betreuer und Lehrer zu senken. GEW-Gewerkschaftssekretärin Christel Pohl sagte am Mittwoch gegenüber dem Saarländischen Rundfunk, dass gerade die Berufsgruppe der Erzieherinnen dem höchsten Infektionsgeschehen ausgesetzt und auch am meisten erkrankt sei. (dpa/jW)
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Leserbriefe zu diesem Artikel:
- Angela Naujoks: Keine Lösung Der Grund, warum ich kaum Zeit finde, diesen Leserbrief zu schreiben, ist »mehr Homeoffice«. Die Entgrenzung des privaten und beruflichen Bereiches ist in diesen Zeiten besonders kräfteraubend. Wenn e...
- Franz Anger: Ideeller Gesamtkapitalist Dass sich reale Einzelkapitalisten in Zeiten der Coronapandemie gegen staatlich verordnete Homeofficearbeit aussprechen, verweist auf die Rolle des Staatsapparates als des ideellen Gesamtkapitalisten....
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