Bundesbank distanziert sich von der Bafin

Berlin. Im Skandal um den Finanzdienstleister Wirecard gerät die staatliche Aufsichtsbehörde Bafin zunehmend unter Druck. Die Bundesbank distanzierte sich in ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen ausdrücklich vom zweimonatigen Leerverkaufsverbot, das die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht im Februar 2019 erlassen hatte. »Unseren Informationen und Analysen zufolge lag keine Situation vor, in der Fragen der Bedrohung der Finanzstabilität berührt waren«, heißt es in dem Schreiben der Bundesbank, das der dpa vorliegt.
Bereits Anfang 2019 hatte es Manipulationsvorwürfe gegen Wirecard gegeben, woraufhin der Aktienkurs in erhebliche Turbulenzen geriet. In einem bis dahin einmaligen Vorgang verbot die Bafin daraufhin bei Wirecard sogenannte Leerverkäufe, mit denen Spekulanten auf fallende Kurse eines Unternehmens setzen. Begründet wurde das Vorgehen damals mit einer »drohenden Marktverunsicherung«. In ihrer jetzt bekannt gewordenen Stellungnahme betont die Bundesbank jedoch, ihr seien keine akademischen Studien bekannt, wonach Leerverkäufe gegen ein einzelnes Unternehmen jemals zu einer generellen Marktverunsicherung geführt hätten.
Der Bundestagsabgeordnete Danyal Bayaz, der für die Grünen im Wirecard-Untersuchungsausschuss sitzt, wirft der Bafin deshalb einen »ungerechtfertigten Eingriff in den Markt« vor. Die Behörde habe damals Wirecard quasi zum schützenswerten Vorzeigeunternehmen erklärt. (dpa/jW)
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