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Aus: Ausgabe vom 13.07.2020, Seite 10 / Feuilleton

Beste Comics

Am Freitag abend wurde in einem Videostream der Max-und-Moritz-Preis für grafische Literatur und Comic-Kunst verliehen. Zur besten deutschsprachigen Comic-Künstlerin wurde Anna Haifisch gekürt. Mir ihren »dürren, aufrechten Tierfiguren, die vor allem von menschlichen Schwächen geleitet werden«, und ihren »klaren Farbflächen – meist gelb, orange, rosa, mitunter auch ein kräftiges Grün«, habe die gebürtige Leipzigerin nicht nur die Szene ihrer Heimatstadt maßgeblich geprägt, hieß es zur Begründung. Haifisch hat zuletzt die Kurzgeschichtensammlung »Schappi« (2019) bei Rotopol veröffentlicht, in der sie u. a. G-7-Tref­fen aufs Korn nimmt. Als »bester deutschsprachiger Comic« wurde »Der Umfall« von Mikaël Ross ausgezeichnet. Die Hauptfigur Noel kommt darin nach dem Schlaganfall der Mutter in eine Betreuungseinrichtung für Menschen mit Behinderung. »Bester Comic für Kinder« wurde: »Manno! Alles genau so in echt passiert« von Anke Kuhl , die 18 Episoden aus ihrer Kindheit erzählt, vom Streit mit der Schwester um die Lieblingsunterhose, der in einem Fechtkampf mit Klobürsten endet, bis zum ABBA-Song »Gimmi Gimmi Gimmi ä Mänafa Mitleid«. Den Sonderpreis für »ein herausragendes Lebenswerk« erhielt Anke Feuchtenberger. Laudatorin Brigitte Helbling erinnerte an die Anfänge der Künstlerin in Berlin um 1990. Unter dem Einfluss von »DDR-Graphikern wie Volker Pfüller, tschechischen Kinderbüchern und russischer Avantgarde« habe Feuchtenberger damals ein »grandios-eigenwilliges Comic-Erzählen« entwickelt. Die Künstlerin ist seit 1997 Professorin an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Sie hat ein umfangreiches Werk mit dem Titel »Ein deutsches Tier im deutschen Wald« angekündigt, das demnächst erscheinen soll. (jW)

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