Aus: Ausgabe vom 26.10.2013, Seite 16 / Aktion
Reizwort Kommunismus
Von Dietmar Koschmieder
jW/Dietmar Koschmieder
Das wird künftig etwas problematischer. Weil sie wohl stärkste Oppositionspartei im neuen Bundestag wird. Das zwingt die Medien zu größerer Aufmerksamkeit. So meldete der Berliner Tagesspiegel am Dienstag »exklusiv«: »Gesine Lötzsch soll Vorsitzende des Haushaltsausschusses werden.« Hintergrund: Traditionell stellt die stärkste Oppositionspartei den Vorsitz dieses Ausschusses. Intern hat man sich in der Linkspartei wohl auf die erfahrene Bundestagsabgeordnete Lötzsch verständigt. Doch was fiel dem Tagesspiegel als erster Satz nach der Überschrift ein? »Sie hat über die Wege zum Kommunismus geschrieben«. Selbst das Neue Deutschland meldete am Donnerstag lapidar: »Während ihrer Zeit an der Spitze der Partei sorgte sie unter anderem durch den Zeitungsartikel »Wege zum Kommunismus« für Kritik.« Die Mitteldeutsche Zeitung brachte es auf den Punkt: »Gesine Lötzsch mit dem Vorsitz des Haushaltsausschusses zu betrauen, ist unter dem Gesichtspunkt der öffentlichen Akzeptanz heikel. Allerdings sind in dem Gremium nicht Wege zum Kommunismus gefragt, sondern Einnahmen und Ausgaben im Kapitalismus.«
junge Welt wird zwar nirgends erwähnt, aber wie sich das damals tatsächlich verhalten hat, kann man in dieser Zeitung nachlesen. Wer das Blatt scheut wie der Teufel das Weihwasser, darf sich bei Wikipedia sachkundig machen: Das Thema setzte die junge Welt, Gesine Lötzsch kam der Bitte um eine Stellungnahme in Vorbereitung auf die Podiumsdiskussion der Rosa-Luxemburg-Konferenz 2011 nach. Was Frau Lötzsch da formulierte, hätte kein aufrechter Sozialdemokrat, kein fortschrittlicher Pfarrer besser formulieren können. Aber Frau Lötzsch hat dieses K-Wort benutzt, ohne dreimal auszuspucken – das hat sie wohl für alle Zeiten gebrandmarkt.
Auf der kommenden Rosa-Luxemburg-Konferenz am 12. Januar 2014 wird auf der abschließenden Podiumsdiskussion ihr Nachfolger Bernd Riexinger mit der Präsidentin des Weltfriedensrates, dem Generalsekretär der internationalen Vereinigung der Widerstandskämpfer FIR und dem Geschäftsführer der DFG-VK diskutieren, wie der Kampf für Frieden, gegen Sozialabbau und Faschismus zusammengeführt werden kann. Die Konferenz versteht sich als Manifestation gegen imperialistische Kriege. Weil Bernd Riexinger das Wort Kommunismus vermeiden wird, werden die meisten deutschen Medien die Konferenz trotzdem wohl kaum beachten.
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Die junge Welt ist oft provokant, inhaltlich klar und immer ehrlich. Als einzige marxistische Tageszeitung Deutschlands beschäftigt sie sich mit den großen und drängendsten Fragen unserer Zeit: Wieso wird wieder aufgerüstet? Wer führt Krieg gegen wen? Wessen Interessen vertritt der Staat? Und wem nützen die aktuellen Herrschaftsverhältnisse? Kurz: Wem gehört die Welt? In Zeiten wie diesen, in denen sich der Meinungskorridor in der BRD immer weiter schließt, ist die junge Welt unersetzlich.
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