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Aus: Ausgabe vom 19.08.2011, Seite 13 / Feuilleton

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Vor 100 Jahren wurde Leonardo da Vincis »Mona Lisa« aus dem Louvre geklaut. Ein junger Italiener hatte das vom Maler kurz vor seinem Tod 1519 an den französischen König Franz I. verkaufte Bild »nach Hause« holen wollen, wie er später erklärte. Es ging dem Arbeiter Vincenzo Peruggia aber wohl auch um Geld. Zwei Jahre nach dem Diebstahl flog er bei dem Versuch auf, das Porträt an einen florentinischen Kunsthändler zu verkaufen.

In der Nacht vom 21. zum 22. August 1911 – oder der folgenden, die Quellen sind widersprüchlich – versteckte sich Peruggia in einem Schrank des Museums. Im Durcheinander der morgendlichen Reinigungsarbeiten soll er mit der »Mona Lisa« unterm Arm unbehelligt herausspaziert sein. Ob er einen Helfer hatte, ist strittig. Möglicherweise hat ein Klempner ihm eine Tür geöffnet. Fest steht, daß Peruggia einige Monate zuvor im Louvre Handwerksarbeiten ausgeführt hatte.

Bemerkt wurde das Fehlen des Bildes erst einen Tag später von einem Maler, der den Raum porträtieren wollte, in dem es gehangen hatte. Die Polizei soll auch Perrugia vernommen haben. Das Bild blieb verschwunden.


In Verdacht gerieten der Schriftsteller Guillaume Apollinaire und Pablo Picasso. Letzterer hatte Jahre zuvor aus dem Louvre entwendete Kunstwerke von einem gekauft, der bei Apollinaire beschäftigt war. Der Dichter wurde tagelang inhaftiert, Picasso verhört. Die »Mona Lisa« lag in Peruggias Zimmer in der Pariser Rue de L’Hopital Saint Louis (10. Bezirk). Zwei Jahre lang. Ende 1913 wurde sie dem Kunsthändler Alfredo Geri angeboten – für 500000 Lire, wie dieser später im Prozeß aussagte. Peruggia bestritt Geldforderungen. Es sei ihm um Italien gegangen.

Das Bild kehrte nach einer kurzen Italien-Tour 1914 in den Louvre zurück – sehr zum Ärger italienischer Nationalisten, die Peruggia zum Volkshelden verklärten. Als er nach siebenmonatiger Haft entlassen wurde, empfing ihn eine jubelnde Menge. Er hat bis heute Fans, zumindest wurde eine Facebook-Seite für ihn eingerichtet.

Die »Mona Lisa« hat den Louvre seitdem nur sehr selten verlassen. Aktuell will die Stadt Florenz das Bild für eine Ausstellung 2013 ausleihen. Vincent Pomarède, Direktor der Gemäldeabteilung des Louvre, erklärte, der Transport könne dem Kunstwerk irreversiblen Schaden zufügen. (dapd/jW)

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