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Aus: Ausgabe vom 01.02.2010, Seite 4 / Inland

Milde Strafen für Neonazis

Berlin. Im Prozeß gegen vier Neonazis wegen eines extrem brutalen Angriffs im Juli vergangenen Jahres auf einen 22jährigen jungen Mann in Berlin-Friedrichshain sind am Freitag nachmittag vor dem Landgericht die Urteile gesprochen worden. Das Gericht verurteilte den 26jährigen Haupttäter Oliver K. wegen versuchten Totschlags zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten, die Staatsanwaltschaft hatte acht Jahre Gefängnis gefordert und die Gewalt­orgie als versuchten Mord zur Anklage gebracht. Zwei weitere Mittäter erhielten Bewährungsstrafen von jeweils zwei Jahren, ein weiterer Beschuldigter wurde freigesprochen.

Der Fall hatte in der Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit erregt, da die Neonazis auf den am Boden liegenden Linken permanent eintraten und Oliver K. dem regungslosen Opfer einen sogenannten Bordsteinkick versetzte. Jonas K. hatte nach der Attacke mit dem Tod gerungen. Nach Auffassung des Gerichts sei der Attacke der Rechten am S-Bahnhof Frankfurter Allee eine Schlägerei mit Linken vorausgegangen, die sich an einer »Thor Steinar«-Jacke eines Beschuldigten entzündet habe. Die Marke ist bei Neonazis äußert beliebt. Gegenüber Polizisten hatte Oliver K. nach dem Angriff angegeben, daß er sein Opfer habe töten wollen. Lothar Bassermann