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Aus: Ausgabe vom 12.12.2009, Seite 16 / Aktion

»Gerne öfter mal Fotomontagen«

Aufmerksame Leser sind aufmerksame Beobachter im Alltag. Ein Gespräch mit Harald Wolff
Interview: Claudia Wangerin
Bild 1
Harald Wolff hat beim jW-Fotowettbewerb »Blende 2009« den ersten Preis beim Thema »Notizen des Alltags« gewonnen

Wie ist Ihr Foto mit dem Titel »Die Polizei, dein Freund und Helfer« zustande gekommen?

Es ist ein Zufallsprodukt. Ich arbeite als Taxifahrer und habe einen Fahrgast zum Krankenhaus Berlin-Köpenick gebracht. Als wir da ankommen, sehe ich links von mir einen Polizeiwagen stehen, auf dem Boden ein junger Mann mit auf den Rücken gefesselten Händen – und zwei Polizisten in Herrenmenschenpose. Diese Arroganz konnte ich kaum fassen. Ich weiß bis heute nicht, was der Mann eigentlich getan hat. Als ich die Polizisten ansprach, wurde mir gesagt, ich solle weiterfahren. Aber die Aufnahme konnte ich noch machen.

Seit wann fotografieren Sie, und wie sind Sie auf den Amateurfotowettbewerb »Blende 2009« aufmerksam geworden?

Als Leser der jungen Welt habe ich die Gelegenheit genutzt. Immerhin bin ich Amateurfotograf, seit ich einen Fotoapparat halten kann.

Was sind aus Ihrer Sicht die Vorzüge der jungen Welt – und was ist vielleicht noch verbesserungswürdig?

Da fällt mir im Moment kaum was ein. Von mir aus könnte die jW gerne öfter Fotomontagen bringen. Was ich da bisher gesehen habe, hat mir sehr gut gefallen – zum Beispiel die Kombination von Schnappschüssen, durch die die Politiker Franz Josef Jung, Angela Merkel und Karl Theodor zu Guttenberg wie die sprichwörtlichen drei Affen wirkten: »Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.«

Die junge Welt ist eine Zeitung, die gegen den Strom schwimmt. Sie berichtet über Dinge, die man in anderen Medien selten oder gar nicht findet. Ich kannte sie schon zu DDR-Zeiten und habe nach der sogenannten Wende nicht aufgehört, sie zu lesen. Aber erst seit 1999 lese ich sie wieder regelmäßig.

Der Jugoslawien-Krieg war für mich der entscheidende Grund. In anderen Medien wurde dieser Krieg vollkommen unglaubwürdig dargestellt. Da dachte ich mir, das kann einfach nicht sein, daß es von der Presse noch gerechtfertigt wird, wenn hochgerüstete NATO-Staaten über 78 Tage lang so ein Land bombardieren. Die junge Welt war da eine positive Ausnahme. Ich habe sie in diesen Tagen sehr intensiv gelesen und bin dabeigeblieben. Vom Normal­abo bin ich mittlerweile auf ein Solidaritätsabo umgestiegen.

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Die Grenzen in Europa wurden bereits 1999 durch militärische Gewalt verschoben. Heute wie damals berichtet die Tageszeitung junge Welt über Aufrüstung und mediales Kriegsgetrommel. Kriegstüchtigkeit wird zur neuen Normalität erklärt. Nicht mit uns!

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